Warum wilt du wegziehen
Mein Schatz, mein Augentrost?
Wann willt du wiederkommen
Auf daß du mich erlost?
Und wenn ich auch gleich Wiedrum käme
Was hüls es aber dich?
Lieb will ich dich wol haben.
Aber nehmen mag ich dich nicht.
Gleich mitten in dem Maien
Wenn Alles blühen tut.
Die klein Waldvöglein sich freuen
Und ander Tierlein gut.
Mägdlein, willt du tanzen
So sag mirs gwiszlich zu.
So gib ich dir ein Thaler
Und kleines Geld darzu.
Mägdlein willt du freien
So warte noch ein Jahr
Kommt mir kein Liebre in mein Sinn,
So nehm ich dich fürwahr.
Ein Jahr kann ich wol warten.
Ein Jahr geht bald dahin
So bitt ich euch, zart Junglein schön,
Führt nur ein steten Sinn!
Reichtum und Schönheit,
Fein adelig und fromm:
Wo man die vier beinander findt
Leucht Heller als die Sonn.
So man sie aber selten
All vier beisammen findt,
So woll mir Gott bescheren
Ein frommes ehrliches Kind.
So bald mir Gott thut bescheren
in zartes Jungfräulein
Bleib ich bei ihr in Ehren
Thu stetigs bei ihr sein.
Von ihrentwegen duld ich alls
Wenn ich gleich sterben soll.
Ich bin ihr auch im Herzen hold
Das weiß der lieb Gott wohl.
Es ist kein Apfel so rösleinroth.
Es steckt ein Würmlein drin:
Es ist kein Jungfrau so hübsch und fein,
Sie führt ein falschen Sinn.
Wie man nun einen Apfel,
Der schön ist, nit flugs ißt,
Sondern schält und beschaut ihn vor.
Daß kein Würmlem drinnen ist-
Also soll auch ein Jeder
Auf ein freundlichs Weibsbild
Sein Lieb nicht werfen, bis daß er
Sicht, was sie führt im Schild. —
Wer ist der uns dies Liedlein sang.
Frisch frei gesungen hat?
Das hat gethan ein junger Knab
An einem Abend spat.
Frisch frei hat ers gesungen
Beim Meth und kühlen Wein.
Dabei da sein gesessen
Drei zarter Jungfräulein.
Die ein die ist sein Schwester
Die ander ghört ihm zu.
Die dritt die ist ihm lieber
Denn die andern alle zwu.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 749 „Beim Met und kühlen Wein“)