War einst ein Riese Goliath

»

War einst ein Riese Goliath

War einst ein Riese Goliath
Ein gar gefährlich Mann
Er hatte Tressen auf dem Hut
Und eine Zottel dran
Und einen Rock von Golde schwer.
Wer zählt die Dinge alle her?

Auf seinen Schnurrbart sah man nur
Mit Zittern und mit Graus
Und dabei sah er von Natur
Gar wild und grimmig aus
Sein Sarras war, man glaubt es kaum
So groß schier wie ein Weberbaum

Er hatte Knochen wie ein Gaul
Und eine freche Stirn
Und ein entsetzlich großes Maul
Und nur ein kleines Hirn.
Gab jedem einen Rippenstoß,
Und flunkerte und prahlte groß.

So kam er alle Tage her
Und sprach Israel Hohn:
„Wer ist der Mann, wer wagt´s mit mir?
Sei´s Vater oder Sohn,
Er komme her zu jeder Stund
Ich werf´ ihn nieder auf den Grund!“

Da kam in seinem Schäferrock
Ein Jüngling zart und fein
Er hatte nichts als einen Stock
Die Schleuder und den Stein
Er sprach: “ Du hast viel Stolz und Wehr
Ich komm im Namen Gottes her.“

Und damit schleudert´ er auf ihn
Und traf die Stirne gar
Da fiel der große Prahlhans hin
So lang und dick er war
Und David hieb in guter Ruh
Ihm nun den Kopf noch ab dazu

Trau´ nicht auf deinen Tressenhut
Noch auf die Zottel dran
Ein großes Maul es auch nicht tut
Das lern´ vom langen Mann!
Und von dem Kleinen lerne wohl
Wie man in Ehren fechten soll!

Text: Matthias Claudius (1777)
Musik: a) traditionell — b) von  G. W. Fink

siehe Nachdichtung von Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1777 : Zeitraum:

CDs und Bücher mit War einst ein Riese Goliath:

"War einst ein Riese Goliath" in diesen Liederbüchern

u.a. in Die Volkslieder der Deutschen (1834) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) —  Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) —