Der deutschen Solzialdemokratie gewidmet
War einmal ein Revoluzzer
m Zivilstand Lampenputzer
ging im Revoluzzerschritt
mit den Revoluzzern mit
Und er schrie: „Ich revolüzze!“
und die Revoluzzermütze
schob er auf das linke Ohr
kam sich höchst gefährlich vor
Doch die Revoluzzer schritten
mitten in der Straßen Mitten
wo er sonsten unverdrutzt
alle Gaslaternen putzt
Sie vom Boden zu entfernen
rupfte man die Gaslaternen
aus dem Straßenpflaster aus
zwecks des Barrikadenbaus
Aber unser Revoluzzer
schrie: Ich bin der Lampenputzer
dieses guten Leuchtelichts
bitte, bitte, tut ihm nichts
Wenn wir ihn das Licht ausdrehen
kann kein Bürger nichts mehr sehen
Laßt die Lampen stehn, ich bitt!
denn sonst spiel ich nicht mehr mit.
Doch die Revoluzzer lachten
und die Gaslaternen krachten
und der Lampenputzer schlich
fort und weinte bitterlich
Dann ist er zu Haus geblieben
und hat dort ein Buch geschrieben:
Nämlich, wie man revoluzzt
und dabei doch Lampen putzt
Text: Erich Mühsam (1907)
Musik: Béla Reinitz
u.a. in: Zweites Vorläufiges Anarchistisches Liederbuch (1980)
Anmerkung von Erich Mühsam in „Revolution“: „Das 1907 entstandene Spottlied ist vielfach gedruckt und mehrfach ohne Autorisation komponiert worden. Die Vertonung von Marc Henry, dem künstlerischen Leiter der Münchener »Elf Scharfrichter«, ist durch die ausgezeichnete Interpretation durch Maria Delvard in häufigen Kabarett-Vorträgen am bekanntesten geworden. Ob diese oder eine andere Musik dem »Revoluzzer« schließlich Eingang in revolutionäre Sängerkreise zu schaffen vermag, bleibt abzuwarten.“