Vor Zeiten war ich lieb und wert
der die ich hat erkoren
jetzt hat es sich so gar verkehrt
ist alls an ihr verloren
Denn sie will ein andern lieber han
niemand zwei Herren dienen kann
ein’n muß man liebn
den andern verlan
damit scheid ich davon
Hüt‘ euch, ihr jungen Knaben
Halt euch in guter Hut
Daß euch die Lieb nit zwinge
Daß ihr mögt abelon
Ein guter Mut, ein kurzes Ziel
Nicht glaubt den schönen Jungfraun viel
Was heut ist lieb, ist morgen leid:
Das schafft ihr Unstetigkeit.
Die Falken können sie streichen
Dieweil wir bei ihn’n stahn
Viel Sprichwort tun sie treiben
Alsbald wir von ihn’n gahn
Verheißen viel, und halten nur ein Teil
Bis sie uns bringen ans Narrenseil
Dann müssen wir ihn’n gefangen gahn
Dieweil wir das Leben han
Sie tun uns locken und singen
Bis wir ihn‘ fliegen zu.
Dass sie uns tun bezwingen
Dieweil habn wir keine Ruh.
Gleich wie man den kleinen Waldvöglein tut
Man pfeift ihnen süß und machts ihnen gut:
Wenn man sie dann gefangen hat.
So schlägt man sie zu tod.
Ade, zu tausend guter Nacht
Mein Trauern hat ein End!
Hätt ich dein Untreu längst bedacht
Mein Herz hätt sich von dir gewendt
Fürwahr laß es gereuen dich
Du b’trügst ein andern so bald als mich
Dein Untreu macht, dass ich dein nit acht:
Ade, zu guter Nacht!
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Text aus der Heidelberger Handschrift 343 fol. 44(daher schon Görres 67 und Erlach I. 241). Mit einigen Varianten Ambraser Liederbuch, 1582, Nr. 28. Melodie aus: 68 Lieder. Nürnberg 1559, Nr. 42. Dort nur 3 Strophen Text und sehr verdorben. Volkstümlichere Lesart der Melodie folgt unter „ Elend hat mich …“