O Baurnknecht, laß die Röslein stan
sie sein nit dein
du trägst noch wohl von Nessekraut
ein Kränzelein.
Das Nesselkraut ist bitter und saur
und brennet mich.
Verlorn Hab ich mein schönes Lieb
das reuet mich.
Es reut mich sehr und tut
mir in meim Herzen weh
Gsegn dich Gott, mein holder Buhl
ich seh dich nimmer meh!
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 459a)
Die Melodie ist viermal gleichlautend überliefert: zuerst bei J. Ott 1544, Nr. 24 (bloß 1. Str.)
Variationen des Anfangs: Ach Bauer (Franck), O Baurenknecht (Ott), Sieh, Baurenknecht (Ochsenkun) laß die Röslein stan.
CDs und Bücher mit O Baurnknecht, laß die Röslein stan:
Anmerkungen zu "O Baurnknecht, laß die Röslein stan"
Zum Text:
- 1,3 Nesselkranz, das Sinnbild der Abweisung
- 1 , 4 reuet mich, schmerzt mich, vom mhd. riuwen
Zuerst bei J. Ott 1544, Nr. 24 (bloß 1. Str.), Ochsenkun, Tabulaturbuch 1558 Bl. 78a; Baseler Tenor 1540 Bl. 94; Fragment bei Forster II, 1540 Quodlibet Nr. 60. Eine abweichende, doch ähnliche Mel. bei Franck 1603 Quodlibet 4.
Der Text vollständig in 3 Strophen, wie hier im Ambraser Liederbuch 1582 Nr. 92, daher auch Uhland 252 A. Bei Ochsenkun hat er in 2. und 3. Strophe folgende sinnlos spielende Einschiebsel: Verlorn Hab ich mein (stauderlets schnauderlets, kuserlets muserlets, stiefelbrauns) Meidlein, das reuet mich.
Diese eingeschobenen Silben werden auf den Takt mit * gesungen und dieser so viel mal als nötig wiederholt. — Ein längerer Text mit zwei unechten Strophen aus einer Hds. zu Brieg, Ende des 16. Jahrh. im Wdh. 4, 46. — Noch heute lebt das Lied vom Nesselkranz in Böhmen (s. Wolf, Volksl. aus dem Egerlande 1869, S. 61) und in Siebenbürgen (s. folgenden Text).