Unsereiner liebt am meisten (ca. 1882)

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Unsereiner liebt am meisten
Wahrheit, Stolz und gleiches Recht
Weil für unser armes Dasein
Rettung ja uns nötig ist;
Weil man uns mit Sklavenketten
An die Arbeit festgeschraubt;
Weil man uns die goldne Freiheit
Und das gleiche Recht geraubt

Täglich Abzug, immer runter
Wird der Arbeitslohn gedrückt.
Schlägt zuletzt eine Bombe drunter
In dem letzten Augenblick
Soll einem da das Blut nicht starren
in den Adern stille stehn
Wenn man sieht, wie heut die Reichen
Mit dem Arbeitsmann umgehn

Doch was kann die Wahrheit nützen
Die so traurig für uns klingt;
Das Beweinen und Bedauern
uns ja nicht zum Ziele bringt
Handeln heißt ja unsre Losung
Überzeugt euch allesamt
Denn des Menschen Wohl und Wehe
Ruht fast stets in seiner Hand

Darum flattere die rote Fahne
Rote Adler ziehn voran
Und entflammt der Menschheit Herzen
Daß sie kämpfen Mann für Mann
Brecht der Freiheit eine Gasse
Werfet ab das Sklavenjoch
Fort mit allem Zank und Hasse
Hurra, Freiheit, sie lebe hoch!

Text: Verfasser unbekannt
Musik: Verfasser unbekannt. Das Lied wurde in einer moritatenähnlichen Melodie vorgetragen.“ (bei Steinitz II , 1962) siehe mehr zu „Darum flattre rote Fahne“

Diese Version im ALA ; eingesandt 1957 von Karlheinz Reinsch , Hamburg ; der das Lied von einem alten Arbeiter in Hamburg aufgezeichnet hat und dazu schreibt: „Der Genosse ist 60 Jahre in der Arbeiterbewegung aktiv. Etwa mit 16 Jahren lernte er folgendes Lied kennen. Er ist jetzt 75. Das Lied hat er in einem Vorort von Hanau gelernt als er verbunden war mit dem „Sozialistischen Wahlverein“. Er vermutet, daß das Lied  aus der Zeit des Bismarckschen Sozialistengesetzes stammt.

Von dem zu seiner Zeit sicher verbotenen Lied gibt es Abweichungen in der mündlichen Überlieferung:
2. Strophe:
Täglich Abzug, immer runter / und der karge Lohn gedrückt / schlüg gleich eine Bombe runter / in demselben Augenblick / soll einem da das Blut nicht starren / in den Adern stille stehn / wenn man sieht, wie heut die Reichen / mit dem armen Mann umgehn ( um 1910 aus Wiesau Kr. Sagan ( Schlesien ) eingesandt)

… wird der Arbeitslohn gedrückt. / Schlägt zuletzt eine Bombe drunter / In dem letzten Augenblick ….  Mit dem Arbeitsmann umgehn  ( um 1882 aus Hanau zur Zeit der Sozialistengesetze)

Schlüg doch eine Bombe drunter…   ( um 1910 aus Düsseldorf)

Täglich Abzug, immer runter / und der karge Lohn gedrückt / ach soll sich denn nimmer ändern / armer Leute hart Geschick´ / sollt einem oft das Blut nicht starren     ( bei Mosberg „Frohes Lied“ (1925)

 

CDs und Bücher mit Unsereiner liebt am meisten (ca. 1882):