Und wieder treibt die Frühlingslust
durch Feld und Wald zu ziehen
nun öffne dich, du junge Brust
bei Sang und Blumenblühen
Ich schnalle mir das Bündel zu
und such die letzten Heller
die lasse ich in guter Ruh
beim Schwanenwirt im Keller
Den Waldpfad eil ich froh entlang
wo Moos und Blumen sprießen
und seh vom hohen Bergeshang
die Burg herüber grüßen
Leb wohl, du trautes Städtchen mein
fast tut´s mir weh zu scheiden
Lebt wohl, ihr holden Mägdelein
ich muß fortan euch meiden
Vom bunten Felde schwinget sich
die Lerche in die Lüfte
im dunklen Forst umwehen mich
die harz´gen Tannendüfte
Es singt im grünen Buchenzelt
der Fink mir seine Lieder
so zieh ich in die weite Welt
weiß nicht, wann komm ich wieder
Ich wandre fort am hellen Strom
drin sich die Wolken malen
der klare blaue Himmelsdom
die güldnen Sonnenstrahlen
gefällt´s mir oft auch hier und dort
ich mag nicht länger weilen
es treibt mich weiter fort und fort
von Gau zu Gau zu eilen
Wenn mir Waranda Böses beut´
ich habe keine Sorgen
Ich weiß, nach einem schlechten Heut´
kommt stets ein gutes Morgen
Ich bin ein fahrender Scholar
und liebe Wein und Wandern
so hielt ich´s schon so viele Jahr
so halt ich´s auch die andern
Text: Julius Kühn – 1904
Musik: auf die Melodie von Wohlauf die Luft geht frisch und rein
in: Des Rennsteigwanderers Liederbuch (1907)
Waranda: in der nordischen Mythologie:
Eine der drei Nornen, welche an dem Urdarbrunnen sitzen und das Schicksal der Welt lenken.