Und wieder sprach der Rodenstein
„Pelzkappenschwerenot!“
Hans Breuning, Stabstrompeter mein
bist untreu oder tot?
Lebst noch?… Lebst noch und hebst noch?
Man g´spürt dich nirgend mehr
Schon naht die durst´ge Maiweinzeit
du mußt mir wieder her!“
Er ritt bis er gen Darmstadt kam
kein Fahnden war geglückt
da lacht er, als am Schwarzen Lamm
durchs Fenster er geblickt
Er lebt noch! .. Lebt noch und hebt noch!
doch fragt mich keiner: wie?
Wie kommt mein alter Flügelmann
in solche Kompagnie?
In Züchten saß der Stammtisch Schar
nach Rang und Würden dort
Dünnbier ihr Vespertrünklein war
es klang kein lautes Wort
„Sacht stets….sacht und bedacht stets
ist Lebens Hochgenuß!“
So flüstert ein Kanzleimann just
zum Kreisamtssydikus
In dieser Schöppleinschlürfer Reih
saß auch ein stiller Gast
und als es acht Uhr war vorbei
nahm´s Stock und Hut mit Hast
„Acht jetzt….acht jetzt.. gut Nacht jetzt!
Einst war ich nicht so brav
doch ehrbar wandeln ist das Best´
Ich geh ins Bett und schlaf
Der Rodenstein in grimmem Zorn
hub graunhaft sich empor
Dreimal stieß er ins Jägerhorn
und blies mit Macht den Chor
„Raus da! Raus aus dem Haus da!
Raus mit dem Deserteur
Das lahme, zahme Gast da drin
gehört zum wilden Heer!“
Da faßt das Gast ein Schreck und Graus
erst sank es tief ins Knie
dann stürzt es einen Maßkrug aus
schlug´s Fenster ein und schrie
„Raus da! Raus aus dem Haus da!
O Horn und Sporn und Zorn!
O Rodenstein! O Maienwein! Noch bin ich nicht verlor´n
Rumdiri, Feijag! Hoidirido, Freinacht!
Alter Patron, empfah´ deinen Sohn!
Hussa, hallo! Jo, hihaho! Raus! ´naus! ´naus!
Text: Joseph Viktor von Scheffel um 1856
Musik: auf die Melodie von Das war der Herr von Rodenstein –
in Des Rennsteigwanderers Liederbuch (1907)