Und wieder sprach der Rodenstein:
„Hallo, mein wildes Heer!
In Asmannshausen fall ich ein
und trink den Pfarrer leer.“
„Raus da! Raus aus dem Haus da!
Herr Pfarrer, daß Gott euch helf´“
gibt´s nirgend mehr ein Tropfen Wein
des Nachts um halber Zwölf?“
Der Pfarr, ein tapfrer Gottesmann
trat streitbar vor sein Tor
mit Weihbrunn, Skapulier und Bann
die Geister er beschwor:
„Naus da! Naus aus dem Haus da!
Daß Euch der Satan helf
kriegt ihr ein einzgen Tropfen Wein
des Nachts um halber zwölf!“
Doch fröhlich brummt der Rodenstein:
„O Pfarr, ich fang dich doch:
Ein Geist, der nicht zum Tor kommt rein
probiert´s am Kellerloch!
´´nein da! ´nein zu dem Wein da!
Hurra, schon sind wir drin!
Sein Keller ist nicht schlecht besetzt
hurra, wir trinken ihn!“
O armes, frommes Pfarrerherz
heut hat der Böse Macht!
Vergeblich rief er kellerwärts
daß das Gewölbe kracht:
„Schwein da! Schwein bei dem Wein da!
Heißt das sich aufgeführt?
O laßt mir doch die Kompetenz
die einem Pfarr´ gebührt!“
Und als die Glocke ein Uhr schlug
das Heer sang dumpf und hohl:
„Herr Pfarr´, Herr Pfarr´, jetzt han wir gnug
Herr Pfarr jetzt lebet wohl!
Raus jetzt! Raus aus dem Haus jetzt!
Herr Pfarr, und bleibt gesund!
´s fließt nirgends mehr ein Tropfen Wein
aus Krug und Hahn und Spund!“
Da flucht der Pfarr: „Ich dank recht sehr!
Schwernot! ´s ist alles hin!
So will ich selbst im wilden Heer
als Feldkaplan mitziehn!
´Naus jetzt! ´Naus aus dem Haus jetzt!
Herr Ritter, ich schlag ein!
Ist all mein Wein zum Teufel
soll ein andrer Pfarrherr sein!
Hussa, hallo! Jo hihaho!
Rumdiridi, langt´s nit
hoidirido, selbst mit!
Höllischer Chor
heut reit ich vor:
´naus! ´naus!! ´naus!!!“
Text: Josef Victor von Scheffel (1826-1886)
Musik: auf die Melodie Das war der Herr von Rodenstein
u.a. in Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) – Feuerwerker-Liederbuch (1883) — Des Rennsteigwanderers Liederbuch (1907)–