Und als der Herr von Rodenstein
zum Frankenstein sich wandte,
empfing er seinen Ehrenwein
so wie es Brauch im Lande.
In Beerbach vor dem Rathaus bracht
der Zentgraf mit den Bauern
den Kauzenkrug. Der Alte lacht:
„Nur her mit eurem Sauern!
Ihr Mannen macht das Armbein krumm
der Willekumm gaht um holliro,
das Bauernkäuzlein gaht um, gaht um!
Als er von dort sich durchgezerrt
zur Frankensteiner Linde,
stand Weg und Durchpass dicht versperrt
vom jungen Burggesinde:
Ein Reiterstiefel lebensgross
von Ton, ein feinbemalter,
ward ihm gefüllt kredenzt aufs Ross
und alles sang den Psalter:
„Ihr Mannen macht das Armbein krumm
der Willekumm gaht um holliro,
der grosse Stiefel gaht um, gaht um!
Im Burghof grüsst‘ ein zweiter Schwarm
ihn mit Kartaunenzündung,
da schwang der Burgherr selbst im Arm
des zweiten Stiefels Ründung.
Des Schlossberg Feinsten goss man ein
und würdig sprach der Ritter:
„Herr Nachbar, nit auf einem Bein!
Der hier schmeckt auch nicht bitter.
„Ihr Mannen macht das Armbein krumm
der Willekumm gaht um holliro,
der grosse Stiefel gaht um, gaht um!
Der Rodenstein trank aus und rief:
„Gott segne deine Nase!
die meine bog sich beinah schief
bei solchem Strom im Glase.
Jetzt woll’n wir in dem Rittersaal
ausruhn vom ersten Tosen;
mir ahnt, dort füllt dein Eh’gemahl
das Trinkhorn Karls des Grossen.
Und nochmal heisst’s: das Armbein krumm
der Willekumm gaht um holliro,
des Kaisers Hörnlein gaht um, gaht um!
Beim Abschied andern Morgens war
ein Nebel weit und breite,
da bracht‘ man ihm das Stammbuch dar
zum Eintrag eh er scheide.
Und zittrig schrieb er: „Kund soll sein
dass ich hie eingeritten
und lob das Haus zu Frankenstein
als Haus von guten Sitten:
Der Willekumm hat mir so gemund’t
dass ich das Bett nicht finden kunnt‘, holliro,
nicht nur der Stiefel, ’s ging alles um!“
Text: Josef Viktor von Scheffel , um 1856 (1826—1886)
Musik: Wilhelm Hillenkamp , um 1876 (1846—1907)
“ Allgemeines Deutsches Kommersbuch „