Überall bin ich zu Hause
überall bin ich bekannt;
macht das Glück im Norden Pause
ist der Süd mein Vaterland.
Lustig hier und lustig da
ubi bene, ibi patria!
Federleicht ist mein Gepäcke
und mein Blut so jung und frisch,
ob ich in der Hütte decke
oder im Palast den Tisch.
Hungrig hier und durstig da
ubi bene, ibi patria!
Alles, was ich eigen habe
trag‘ ich in der Tasche fort.
und es muss mir mit zu Grabe
muss mir bleiben hier und dort.
Lustig hier und lustig da
ubi bene, ibi patria!
Eine Pfeife wie ein Fässchen
wenig Münze, Rock und Hut
und ein kleines Stiefelgläschen
seht, das ist mein Hab und Gut.
Trinke hier und rauche da
ubi bene, ibi patria!
Freilich, manches Pumpregister
kennt mich, doch das drückt mich nicht;
denn ein jeglicher Philister
borgt mir auf mein froh‘ Gesicht.
Borge hier und borge da
ubi bene, ibi patria!
Hab‘ so manche Stadt gesehen
manche Universität;
wollt‘ es mir nach Wunsch nicht gehen
hab‘ ich schnell mich umgedreht.
Lerne hier und lerne da
ubi bene, ibi patria!
Wo man mir aus hellem Stolze
weder Ross noch Wagen lieh,
ritt ich auf dem Ziegenholze
war mir selbst Kavallerie.
Gehe hier und reite da
ubi bene, ibi patria!
Winkt mir hinterm vollen Glase
Amors süsses Minnespiel,
wähl‘ ich bald die nord’sche Nase
bald das griechische Profil.
Küsse hier und trinke da
ubi bene, ibi patria!
Winkt mir hinterm vollen Glase
einst Freund Hain hinaus zum Streit
streck ich fröhlich mich im Grase
überall zum Tod bereit
Erde hier und Erde da
ubi bene, ibi patria!
Text: nach dem Gedicht von Friedrich Hückstädt
Musik: nach einer Melodie von Franz Otto ()
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1696 „Ubi bene ibi patria“
Der Originaltext von 1806 wurde hier um zwei Silben pro Zeile gekürzt und das schwülstige Deutsch durch eine klarere Sprache ersetzt. Was für ein mutiger Satz in jenen Vaterlands-Helden-Tagen „Da wo es mir gut geht, ist mein Vaterland (bzw. meine Heimat)“