Ob Armut euer Los auch sei
hebt hoch die Stirn, trotz alledem!
Geht kühn dem feigen Knecht vorbei
wagt´s, arm zu sein, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem
trotz niederm Plack und alledem
der Rang ist das Gepräge nur
der Mann das Gold trotz alledem!
Und sitzt ihr auch beim kargen Mahl
in Zwilch und Lein und alledem
gönnt Schurken Samt und Goldpokal –
ein Mann ist Mann trotz alledem!
Trotz alledem und alledem
trotz Prunk und Pracht und alledem!
der brave Mann, wie dürftig auch
tst König doch trotz alledem!
Heißt „gnäd’ger Herr“ das Bürschchen dort
man sieht’s am Stolz und alledem
Doch lenkt auch Hunderte sein Wort,
’s ist nur ein Tropf trotz alledem!
Trotz alledem und alledem!
trotz Band und Stern und alledem!
Der Mann von unabhängigem Sinn
sieht zu, und lacht zu alledem!
Ein Fürst macht Ritter, wenn er spricht
mit Sporn und Schild und alledem
Den braven Mann kreiert er nicht,
der steht zu hoch trotz alledem:
Trotz alledem und alledem!
trotz Würdenschnack und alledem
des innern Wertes stolz Gefühl
läuft doch den Rang ab alledem!
Drum jeder fleh, daß es gescheh‘
wie es geschieht trotz alledem
daß Wert und Kern, so nah wie fern
den Sieg erringt trotz alledem!
Trotz alledem und alledem
es kommt dazu trotz alledem
daß rings der Mensch die Bruderhand
dem Menschen reicht trotz alledem!
Text: Ferdinand Freiligrath , nach Robert Burns, St. Goar, Dez. 1843 –
Freiligrath schrieb eine weitere Version nach der verlorenen Revolution von 1848
Musik: schottische Melodie , eine weitere Vertonung gibt es von K. G. Reißiger , auch auf „Als Noah aus dem Kasten war„