Treue Brüder in der Runde
die uns heute traut umschließt
seid aus tiefstem Herzensgrunde
froh willkommen und begrüsst
Männerhandschlag zeig aufs neue
beim Willkommen jedem Gast
daß in echter Männertreue
unser Streben wir erfaßt
Ob du in der ruß´gen Schmiede
deinen wucht´gen Hammer schwingst
und vom Tagewerke müde
doch noch nach Erkenntnis ringst
Ob du Erz schaffst aus den Minen
ob du knirschend führst den Stahl
ob du streckst die Eisenschienen
Brüder sind wir allzumal
Ob die Wissenschaft du stützest
durch die feingeübte Hand
oder ob der Welt du nützest
wenn du formst im weichen Sand
Ob du Kupfer oder Eisen
zwingst zur Form, ob Zinn ob Blei
magst du nieten, löten, schweißen
jeder und willkommen sei
Wer da schürt der Esse Flammen
wo der Ventilator heult
wer da fügt das Schloß zusammen
und am Schraubstock emsig feilt
Uhr- und Spur- und Büchsenmacher
jeder der es redlich meint
wider uns´re Widersacher
stehen all wir fest vereint
Wenn solch geistige Gewinnung
uns die heut´ge Stunde bringt
daß uns in metall´ner Innung
all ein starkes Band umschlingt
was die Zukunft dann bescheren
an Enttäuschung mag und Schmerz
mutig wollen wir uns wehren
treu im Bunde, fest wie Erz
Drum in dieser trauten Runde
die uns alle heut umschließt
seid aus tiefstem Herzensgrunde
froh willkommen und gegrüsst
Freunde wie aus einem Munde
schall es wie ein Glockenton
dreifach hoch dem Bruderbunde
jeder sei „ein Stück davon!“
Text: Jakob Audorf – ein frühes Gewerkschaftslied, wo der schwer arbeitende Schmied und der akribische Uhrmacher zusammen die gleichen Interessen haben sollen, weil sie beide ja Metall verarbeiten. Die Idee von Funktionären…?
Musik: auf die Melodie von Strömt herbei ihr Völkerscharen –
in Arbeiter-Liederbuch (ca. 1910)