Traute Heimat meiner Lieben
Sinn ich still an dich zurück
Wird mir wohl: Und dennoch trüben
Sehnsuchtstränen meinen Blick
Stiller Weiler, grün umfangen
von beschirmendem Gesträuch
Kleine Hütte, voll Verlangen
denk ich immer noch an euch
An die Fenster, die mit Reben
einst mein Vater selbst umzog
An den Birnbaum, der daneben
auf das niedre Dach sich bog
An die Stauden, wo ich Meisen
im Holunderkasten fing
An des stillen Weihers Schleusen
wo ich sonntags fischen ging
Was mich dort als Kind erfreute
kommt mir wieder leibhaft vor
Das bekannte Dorfgeläute
widerhallt in meinem Ohr
Selbst des Nachts, in meinen Träumen
schiff ich auf der Heimat See
Schüttle Äpfel von den Bäumen
wäss´re ihrer Wiesen Klee
Lösch´ aus ihres Brunnens Röhren
meinen Durst am schwülen Tag
Pflück im Walde Heidelbeeren
wo ich einst im Schatten lag
Wann erblick ich selbst die Linde
auf den Kirchenplatz gepflanzt
Wo gekühlt im Abendwinde
unsre frohe Jugend tanzt
Wann des Kirchturms Giebelspitze
Halb im Obstbaumwald versteckt
Wo der Storch auf hohem Sitze
Friedlich seine Jungen heckt?
Traute Heimat meiner Väter
Wird bei deines Friedhofs Tür
Nur einst, früher oder später
Auch ein Ruheplätzchen mir
Text: Johann Gaudenz von Salis-Seewis, um 1788 (1762-1834)
Originaltitel: Lied eines Landmanns in der Fremde (Mit weiteren Strophen)
Musik: Vincenz Righini (1803)