Traurig tönt das Abendglöcklein
die Natur senkt sich zur Ruh
Vöglein singen Schlummerlieder
Sonne sinkt dem Westen zu
Drinnen in dem Lazarette
bei der Lampe Dämmerschein
ruhen tapfere deutsche Krieger
die im Kampf verwundet sein
Dort an einem Sterbebette
ist noch eine Nonne wach
betet für den armen Kranken
der die Worte sterbend sprach:
„Grüßt mir meine liebe Mutter
sagt, ihr Sohn sei schwer verwund´t
eine Kugel hab ihn troffen
in der allerletzten Stund!“
Dann neigt er sein Haupt zur Seite
und sein Aug im Tode bricht
seine Seele flieht von hinnen
gehet ein zum e´wgen Licht
Horch! Was klopfet an die Pforte?
Ein alt´s Mütterlein tritt ein
„Liegt hier nicht mein Sohn verwundet?
Möchte gern ihm Pfleg´rin sein“
„Arme Mutter“ sprach die Nonne
„Euer Sohn er lebt nicht mehr
Eben hat er ausgelitten
seine Wunden war´n zu schwer
Beide Füße abgeschossen
und dazu die rechte Hand
als so tapfer er gestritten
in der Schlacht für´s Vaterland“
Und die Mutter tritt ans Bette
hebt das Leichentuch herab
„Einen Schrei – dann sinkt sie nieder
und man gräbt für zwei ein Grab“
Text und Musik: Verfasser unbekannt – ohne Angaben
in Gesellenfreud (1913 , Nr. 165 „Die Mutter im Lazarett“)