Student sein, wenn die Veilchen blühen
das erste Lied die Lerche singt
der Maiensonne junges Glühen
triebweckend in die Erde dringt
Student sein, wenn die weißen Schleier
vom blauen Himmel grüßend weh´n
Das ist des Daseins schönste Feier
Herr, laß sie nie zu Ende geh´n
Student sein, wenn die Humpen kreisen
in lieberschloss´nem Freundesbund
von alter Treue bei den Weisen
der Väter jauchzt der junge Mund
Student sein, wenn die Herzen freier
auf der Begeisterung Höhe steh´n
Das ist des Lebens schönste Feier
Herr, laß sie nie zu Ende geh´n
Student sein, wenn zwei Augen locken
ein süßer Mund verschwiegen küßt
daß jählings alle Pulse stocken
als ob im Rausch man sterben müßt´
Student sein, in der Liebe Morgen
wenn jeder Wunsch ein frommes Fleh´n
Das ist das Leben ohne Sorgen
Herr, laß es nie vorübergeh´n
Student sein, wenn die Hiebe fallen
im scharfen Gang, der selbstgewählt
im blut´gen Aneinanderprallen
der Mut sich für das Leben stählt
Student sein, wenn dein einzig Sorgen
ob fest und tapfer du wirst steh´n
An deines Leben Wagemorgen
Herr laß die Zeiten nie vergeh´n
Student sein, wenn im Abendschatten
dein Weg sich sacht schon niederneigt
von West die Schar der Wolkenschatten
schon vor das Blau des Tages steigt
Student sein, wenn der Sang verklungen
der deinem Lenz einst Flügel lieh
Und jung du trotzdem mit den Jungen
Dann war es recht, dann stirbst du nie
Text: Josef Buchhorn (1906)
Musik: Otto Lob (1906)
u.a. in — Liederbuch Duisburger Waffenring (ca 1925) — CC Liederbuch (1940)