Straßburg Straßburg muß ich lassen
Straßburg ist ein schöne Stadt
und darin muß ich verlassen
meinen auserwählten Schatz
Schönster Schatz, es tut mich kränken
tausendmal in einer Stund
wenn ich nur die Gnad könnt haben
dir zu küssen deinen Mund
Ja die Gnad kannst du wohl haben
mir zu küssen meinen Mund
wenn du mir getreu willst bleiben
bis zur letzten Viertelstund
Saßen einst zwei Turteltäubchen
dort auf einem dürren Ast
wo sich zwei Verliebte scheiden
da verwelket Laub und Gras
Text und Musik: Verfasser unbekannt.
in Simrock: Die deutschen Volkslieder (1851: aus Rheindorf, Menzenberg und Sprendlingen. Vgl Erk II, 6, 24, wo die frühern Fassungen aufgezählt sind)
Deutscher Liederhort III (Nr. 1600 „Abschied von Köln, Straßburg und Elberfeld“)
Böhme bringt hier weitere vier Melodievarianten von „O Berlin ich muß dich lassen“ (Nr. 1599) mit jeweils anderen Textfassungen. Das Handwerksburschenlied aus dem 18. Jahrhundert, in dem ein junger Mann auf die Arbeitsreise geht, wird Mitte des 19. Jahrhunderts von Soldaten gesungen. Die besungene Stadt ist nicht mehr der Heimatort, sondern der Name der Garnisonsstadt, in der man stationiert ist. Die junge Frau in dem Lied ist dementsprechend nicht mehr die Liebste daheim, sondern eine Liebe in der Fremde.
Die ersten zwei Strophen tauchen noch in den älteren Handwerksburschen-Fassungen auf, eine dritte Strophe kommt neu hinzu: „Ja die Gnad kannst du wohl haben mir zu küssen meinen Mund“. Der Abschiedskuß ist hier der erste Kuß, so auch noch in dem 1874 aufgezeichneten „Köln am Rhein du schönes Städtchen“, das aber anders endet:
Hoch am Himmel stehn zwei Sterne
Leuchten Heller als der Mond
Einer leucht‘ auf mein Schlafzimmer
Der andre vor des Liebchens Tür
Blei und Pulver muß man haben
Wenn man Vögel schießen will
Schöne, junge Mädchen muß man lieben
Wenn man sie einst heiraten will