Still ruht der Saal, die Stühle schweigen
Der Schützen liegt in guter Ruh
Ihr wolltet Eure Macht uns zeigen
Nun schließet eure Buden zu
Still ruht der Saal und die Maschinen
Sowie die ganze Transmission
Man darf nicht reden vom Verdienen
(auch: Ich darf nicht reden vom Verdienen)
Denn´s ist ja nur ein Sündenlohn
Still ruht´s Kontor und seine Bücher
Der Geldschrank steht in guter Ruh
Ein ander mal, da macht ihr’s klüger
Und mutet uns nicht soviel zu
Still ruht der Saal und alles hoffet
Kann’s kommen, wie es kommen mag
Denn ließen wir uns unterjochen
Für´s Deutsche Reich wär’s eine Schmach
Still ruh’n die Ausgesperrten alle
Sie wünschen den Zehnstundentag
Sie geben sich auf keinem Falle
Wenn man sie nicht erhören mag
Still ruhen all die wollenen Ketten
(auch: Ade lebt wohl ihr wollenen Ketten)
Die ihr nun erst bekommen habt
(auch: die wir noch jetzt bekommen haben)
Der Schuß, er modert auf den Brettern
Die Mäuse fressen sich daran satt
(auch: Die Mäuse laben sich daran)
Bald wird nun unser Kampf beginnen
O, seid darüber nicht verzagt
Den Sieg, den werden wir erringen
Es lebe der Zehnstundentag
Am großen Zahltag in der Woche
War laut Beschluß die Kündigung
Siebentausend Mann in unserem Orte
O, welche schöne Erinnerung!
Text: anonym , Crimmitschau – 1904
Musik: nach der Melodie: Still ruht der See
in: Steinitz , II, 1962
Das Lied ist laut Steinitz in drei handgeschriebenen Fassungen (Handzetteln) von 1903/04 erhalten, die einige Varianten aufweisen: In einer Version fehlen die letzten beiden Zeilen. Das 1938 aufgezeichnete Streiklied der Maurer „Still ruht der Bau“ ist vermutlich nach diesem Crimmitschauer Streiklied entstanden: Als nach Abbruch des Streiks 600 Textilarbeiter gemaßregelt und nicht mehr eingestellt wurden, wanderten sie in die Thüringer , Lausitzer und rheinländischen Industriegebiete. „Still ruht der Bau, die Maurer streiken. Die Kelle liegt in guter Ruh..“ hängt mit dem Anfang des Crimmitschauer Liedes zusammen und geht offenbar auf ihn zurück. (Steinitz)