Soll sich der Mond nicht heller scheinen
soll sich die Sonn nicht früh aufgeh
so will ich diese Nacht gehn freien
wie ich zuvor auch hab getan.
Als er bald auf die Gasse trat
Da fing er an sein Lied und sang.
Er sang aus schöner heller Stimme
dass sein Herzlieb zum Bett‘ raussprang.
Steh still, steh still, mein feines Lieb
Steh still, steh still und rühr dich nicht!
Sonst weckst du Vater, weckst du Mutter
dass ist uns Zwein nicht wohlgetan
Was frag ich nach Vater, was nach Mutter
vor deinem Fenster muß ich stehn
Ich will mein schönes Lieb anschauen.
Um das ich muß so ferne gehn
Da standen die Zwei wohl bei einander
Mit ihrem zarten Mündelein
Der Wächter blies wohl an den Tag:
Ade, es muß geschieden sein
Ja Scheiden, Scheiden, über Scheiden
Tut meinem jungen Herzen weh
Dass ich mein schön Herzlieb muß meiden.
Das vergess ich nimmer meh!
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 819 „Vor dem Fenster“)
aus der Gegend von Bonn:
bei Simrock Nr. 193. Melodie bei Arnold, Volkslieder, I. Heft, S. 6.