So viel Stern am Himmel stehen
So viel Schäflein als da gehen
In dem grünen Feld
So viel Vögel, als da fliegen
Als da hin und wieder fliegen
So viel mal sei du gegrüßt
Soll ich dich dann nimmer sehen
Ach das kann ich nicht verstehen
O du bittrer Scheidens Schluss
Wär ich lieber schon gestorben
Eh ich mir ein Schatz erworben
Wär ich jetzo nicht betrübt
Weiss nicht, ob auf dieser Erden
Nach viel Trübsal und Beschwerden
Ich dich wieder sehen soll
Was für Wellen, was für Flammen
Schlagen über mir zusammen,
Ach wie gros ist meine Not
Mit Geduld will ich es tragen
Alle Morgen will ich sagen
O mein Schatz, wann kommst zu mir
Alle Abend will ich sprechen
Wenn mir meine Äuglein brechen
O mein Schatz, gedenk an mich
Ja ich will dich nicht vergessen
Wann ich sollte unterdessen
Auf dem Todbett schlafen ein
Auf dem Kirchhof will ich liegen,
Wie das Kindlein in der Wiegen,
Das die Lieb thut wiegen ein
Es stehen die Sternlein am Himmel
Es scheinet der Mond so hell,
Wie reuthen die Todten so schnell;
Mach auf mein Schatz dein Fenster
Lass mich zu dir hinein
Kann nicht lang bei dir sein
Der Hahn der tut schon krähen
Er singt uns an den Tag
Nicht lang mehr bleiben mag
Weit bin ich hergeritten
Zweihundert Meilen weit,
Muss ich noch reuten heut
Herzallerliebste mein!
Komm setz dich auf mein Pferd
Der Weg ist reutenswert
Dort drin im Ungerlande
Hab ich ein kleines Haus
Da geht mein Weg hinaus
Auf einer grünen Heide
Da ist mein Haus gebaut,
Für mich und meine Braut
Lass mich nicht lang mehr warten
Komm Schatz zu mir herauf
Weit fort geht unser Lauf
Die Sternlein tun uns leuchten
Es scheint der Mond so hell
Da reiten die Toten so schnell
Wo willst mich dann hin führen?
Ach Gott was hast gedacht
Wohl in der finstern Nacht
Mit dir kann ich nicht reiten
Dein Bettlein ist nicht breit
Der Weg ist auch zu weit
Allein leg du dich nieder
Herzallerliebster schlaf
Bis an den jüngsten Tag
Text: Aus der eigenhändigen Niederschrift der Frau Auguste Pattberg.
Unverändert in Des Knaben Wunderhorn 2, 199 bis 200 mit der Aufschrift „Gruss. (Mündlich.)“