So leb denn wohl Gymnasium!

»

So leb denn wohl, Gymnasium!
Ich scheide ohne Trauern
ich trieb mich lang genug herum
in deinem dumpfen Mauern
Du sollst mir stets in Ehren sein
doch kriegt kein Pferd mich mehr hinein.
Trallarum, lirum, larum
hic finis est curarum

Wie schlug dem Buben einst das Herz
als er hier aufgenommen
und auf der Leiter himmelwärts
die erste Spross’ erklommen!
Er ahnte nicht, der arme Tropf
die Leiden für den kleinen Kopf.
Trallarum, lirum, larum
hic finis est curarum

Des Wissens Urbeginn, Latein
ergriff ich noch begierig
Französisch hinkte hinterdrein
und Griechisch war schon schwierig
Doch bracht erst volles Mißgeschick
die Teufelskunst Mathematik
Trallarum, lirum, larum
hic finis est curarum

O Livius und Cicero
und all ihr römschen Heuler
ihr macht der Jugend Herz nicht froh
doch gar Euklid und Euler
Sinus, Tangens und Cosinus,
Eheu φέύ, φέύ! nichts als Verdruß
Trallarum, lirum, larum
hic finis est curarum

Doch heute ist das Ziel erreicht
der Schul und uns zum Ruhme
der Schmetterling der Hüll entkreucht
und wiegt sich auf der Blume
Heut ächzet kein Pennäler mehr
ein muntres Maultier trabt daher
Trallarum, lirum, larum
hic finis est curarum

Ade denn, guter Heimatsort
ade, ihr treuen Alten
Ihr Lehrer, fahret tapfer fort
des Bakelamts zu walten
Ihr schließt zuletzt die Pforten auf
dann geht’s hinaus in vollem Lauf
Trallarum, lirum, larum
hic finis est curarum

So wonnevoll strahlt mir die Welt
so morgenschön entgegen
hin darf ich, wo es mir gefällt
der Alte gibt den Segen
Den Stundenplan mach selbst ich mir
bestimme selbst mein Quantum Bier
Trallarum, lirum, larum
hic finis est curarum

Ihr Freunde, die ihr auf der Bahn
so Freud als Leiden teiltet
ihr Mädchen, die ihr nebenan
zur Töchterschule eiltet
wahrhaftig, euch vergess ich nie
mein Fritz, leb wohl, leb wohl, Marie
Trallarum, lirum, larum
hic finis est curarum

Text: E. Hermann
Musik: auf O alte Burschenherrlichkeit
Allgemeines Deutsches Kommersbuch

Die fünfte Strophe bezieht sich auf Aufnahmerituale bei den studentischen Burschenschaften im 19. Jahrhundert, wo die neuen, frisch von der Schule gekommenen Mitglieder, Maultiere bzw. Muli und später Füchse heißen.


CDs und Bücher mit So leb denn wohl Gymnasium!: