So alleine wandelst du?
Schon ist Mitternacht vorüber
Regenwolken ziehn herüber
Mädchen, Mädchen, geh zur Ruh
Ruhen kann ich nicht allein
Mein Geliebter hat versprochen
Heute bei mir anzupochen
Ruhen kann ich nicht allein
Ruhen sollst du nicht allein
Hat dein Buhle dir gelogen
Nun, so sei er auch betrogen
Bring mich in dein Kämmerlein
Bringen will ich dich dahin
Eng ist’s nur, mißt kaum drei Schritte
Aber Ruh in seiner Mitte
Ringsum blüht der Rosmarin
Wie das Leichhuhn ängstlich ruft
Wie die Winde schaurig blasen
Ist das nicht der Kirchhofrasen?
Ha, ich wittre Gräberduft!
Sieh, hier ist mein Schlafgemach
Eng und klein und still und düster
Sieh, da stört uns kein Geflüster
Und da wohnt kein Weh und Ach
Weh, dies ist Luisens Grab
Die ich treulos einst verlassen!
Mädchen, mußt mich nicht umfassen
Weh, du ziehst mich ja hinab
Sieh, Luise steht vor dir
Hast mich ja zur Braut gewählet
Komm, der Tod hat uns vermählet
Komm und schlummre nun bei mir
Text und Musik: Verfasser unbekannt, im 18. Jahrhundert sehr populär
in: Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen (1843) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) – Lieder aus der Küche (1957)
CDs und Bücher mit So alleine wandelst du?:
Anmerkungen zu "So alleine wandelst du?"
Gedicht zuerst gedruckt in Deutsche Monatsschrift 1791 (Dritter Bd Berlin 1791 S 9 und 10) Dort mit „S“ unterzeichnet Der Verfasser ist bis jetzt nicht ermittelt. Erk vermutet Ludwig Albrecht Schubart, Sohn des Daniel Schubart, der 1787 als Kabinettssekretär des Grafen Herzberg zu Berlin, dann 1789 preußischer Legationssekretär beim fränkischen Kreise in Nürnberg, 1792 nach Stuttgart gezogen, wo er am 27 Dezember 1811 starb. Doch könnte der Verfasser auch Klamer Schmidt sein oder G. W. Stark, Schink, Schwarz, Sangerhausen — alles Dichter, die in der Monatsschrift 1790-95 auftreten.
Das Lied wurde seit Ende des vorigen bis in die Mitte dieses Jahrhunderts viel gesungen und auf fliegenden Blättern verbreitet. Nur wenige Worte hat der Volksmund geändert. Ich gebe hier den Originaltext. Erk besaß es mit Mel aus Berlin, Pommern, Küstrin, Niederrhein, Moers, Düsseldorf und Siegen. Die Notation der Melodie in 4/4-Takt, welche Erk 1839 in seinen VL I 1 Nr 39 veröffentlichte. Nachgedruckt bei Fink 162 und Härtel Liederlexikon bezeichnet er für falsch, Unvollständiger Text 1870 bei Zurmühlen 46 und noch 1880 im Nassauischen gehört. (Böhme, Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895)
Varianten im Text:
- 3.2 dein Liebster dich belogen
- 3 4 Führ mich
- 4 2 denn es sind ja kaum drei Schritte
- 4 3 sanftes Ruhn ist in der Mitte
- 4 4 ringsherum wächst
- 6 1 Ruhig ist
- 7 1 Ist das nicht Luisens Grab
- 7 3 Mädchen tu mich nicht anfassen sonst ziehst du mich mit hinab
- 8 Ja Luise steht vor dir die du hast zur Braut erwählet Nun hat uns der Tod vermählet …