Sie gleicht wohl einem Rosenstock

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Sie gleicht wohl einem Rosenstock

Sie gleicht wohl einem Rosenstock
drum liegt sie mir am Herzen
Sie trägt auch einen roten Rock
kann züchtig freundlich scherzen.
Sie blühet wie ein Röselein
die Wänglein wie das Mündelein
Liebst du mich, so wie ich dich
Röslein auf der Heiden

Das Röslein, das mir werden muß
Röslein auf der Heiden
Das hat mir treten auf den Fuß
Und g´schah mir doch nicht leide
Sie liebet mich im Herzen wohl
In Ehren ich sie lieben soll
Liebst du mich, so wie ich dich
Röslein auf der Heiden

Beut her mir deinen roten Mund
Röslein auf der Heiden
Ein Kuss gib mir aus Herzensgrund
So steht mein Herz in Freuden
Behüt dich Gott zu jeder Zeit
All Stund und wie es sich begeit
Liebst du mich, so wie ich dich
Röslein auf der Heiden

Wer ist’s der uns dies Liedlein sang
Röslein auf der Heiden
Das hat getan ein junger Knecht
Als er von ihr wollt scheiden
Zu tausend hundert guter Nacht
Hat er das Liedlein wohl gemacht
Liebst du mich, so wie ich dich
Röslein auf der Heiden

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 426)

„Dieses schöne Volkslied des 16. Jahrhunderts steht im Liederbuch des Buchdruckers Paul v. der Aeltst. Deventer 1602; dort zweimal, jedesmal mit zwei Einleitungsstrophen, als Nr. 80: „Wach aufs, wach auff, meins Hertzen ein Kron“. Im Ton: Wach auff in Gottes ….. und als Nr. 103 „Hör zu, mein Schatz, du einiger Trost“. Daraus auch bei Uhland Nr. 56. Ohne 3. u. 7. Str. bei Vilmar. “
Die Melodie steht zu einem geistlichen Liede von Erasmus Alberus: „Freut euch, freut euch in dieser Zeit, ihr werten Christen alle“ … in Babst’s Gesangbuch. 1545. Nr. 37
siehe Goethes Lied vom Röslein auf der Heiden

CDs und Bücher mit Sie gleicht wohl einem Rosenstock:

Anmerkungen zu "Sie gleicht wohl einem Rosenstock"

Diese vorgesetzte Melodie steht zu einem geistlichen Liede von Erasmus Alberus: Freut euch, freut euch in dieser Zeit, ihr werten Christen alle … in Babst’s Gesangbuch. 1545. Nr. 37; Babst II. 1560, Nr. 60; Leipziger Gesangbuch 1586; Nürnberger Gesangbuch 1589; bei Schumann 1539, ohne Melodie. Der geistliche Text steht auf einem Einzeldruck Nürnberg, Kunigund Hergotin, (ca 1530) mit der Überschrift: „Ein preißlied göttlichs Worts …“ In dem Thon als man singt: So weiß ich eins das mich erfreut, das Blümlcin auf Breiter Heide. (Abdruck Wackernagel 1841, Nr. 295)

Daraus darf man folgern: Die später beigedruckte Melodie ist die vom ebenbesagtcn weltlichen Liede. Letzteres ist aber nicht weiter gekannt. Es handelte vom Heideblümlein, Nicht zu gewagt ists, dass ich die Melodie dem Heideröslein vorgesetzt habe, dessen Weise bisher auch nicht gefunden ist. Nicht nur der heitere Ausdruck, sondern auch das Versmaß der Melodie passt zum Heideröslein. (Böhme, Liederhort)

Zum Text:

  • 1, 2 sie geliebt mir, gefällt mir.
  • 2, 5 Steglein? Uhland (Schriften 3, 545) vermutet darunter die Stäbe, an welche der Rosenstrauch gebunden wird. Der Sinn wäre also, wie die Rose und ihr Halter, so wollen wir beide verbunden sein. Vilmar erklärt also : ich gehe meine Wege allein (bin) verschwiegen in der Liebe
  • Str. 3 ist als scherzhaft, neckend aufzufassen, aber nicht als störend fortzulassen, wie Vilmar tut.
  • 4, 3 Treten auf den Fuß, ein Zeichen der Liebe und hier als Gegenwehr vom Mädchen geübt, schmerzte nicht.
  • 5, 4 beiten, warten
  • 5, 5 dieweil, so lange.
  • 7, 3 Hacht, wohl nicht Hecht, sondern Hache, ein wilder, unwirscher Mensch.

Andere Fassung, erste Strophe gleich, dann als 2. und 3.:

Der die Röslein wird brechen ab
Röslein auf der Heiden
Das wird wohl tun ein junger Knab
Züchtig, fein bescheiden
So stehn die Näglein auch allein
Der lieb Gott weiß wohl, wen ich mein
Sie ist g´recht, vom gutem Geschlecht
Von Ehren hochgeboren

Behüt dich Gott mein herzigs Herz
Röslein auf der Heiden
es ist fürwahr mit mir kein Scherz
ich kann nicht länger beiten
du kommst mir nicht aus meinem Sinn
dieweil ich hab das Leben mein
gedenk an mich wie ich an dich
Röslein auf der Heiden

„Unverkennbar war unser Lied hier das Vorbild zu Goethes Dichtung: „Es sah ein Knab ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden“. Goethe muß dieses alte oder ein ähnliches Volkslied des 16. Jahrhunderts gekannt haben, bevor er sein Lied dichtete, denn ohne dieses Vorbild wäre die Übereinstimmung im Refrain und in der Allegorie (das geliebte Mädchen einem Heideröslein zu vergleichen) und sonst mehrfache wörtliche Gleichheit nicht denkbar.

Das Bild vom Rosenbrechen durch einen Knaben wird hier nicht durchgeführt, wie solches Goethe getan hat. Unser Volkstext braucht sich vor Goethes Nachbildung nicht zu verstecken. Es ist um den neckischen, fröhlichen Ton reicher, als Goethes Text mit seinem dramatischen Aufbau und seiner Zweideutigkeit. (Böhme, Deutscher Liederhort II, 1983, Nr. 426)

Die Noten im Liederhort II (1893, Nr. 426):

Zweite Melodie zu Sie gleicht wohl einem Rosenstock
Die Noten im Liederhort II (1893, Nr. 426)

Andere Harmonisierung in "Zuofgeigenhansl" (1908):

Dritte Melodie zu Sie gleicht wohl einem Rosenstock
Andere Harmonisierung in "Zuofgeigenhansl" (1908)

"Sie gleicht wohl einem Rosenstock" in diesen Liederbüchern

u.a. in: Zupfgeigenhansl (1908) – Der Spielmann (*1914) —   Blaue Fahnen (1930, die andere Fassung ) —