Sei mir gepriesen und gelobt
du sagenfroher Rhein,
wo ich gekostet und geprobt
so manchen goldnen Wein!
An deinen Ufern rebengrün
viel schöne Frau´n und Mädchen blühn;
wo aber wandelt eine
die schönste Frau vom Rheine?
Ich weiss es wohl, doch nimmerdar
werd‘ ich es euch gestehn,
es würde sonst der Pilger Schar
zu ihr auf Wallfahrt gehn.
Ich sass bei ihr am Tafelrund
doch mir erstarb das Wort im Mund,
stumm fand ich selbst bei Weine
die schönste Frau vom Rheine.
Es schwebt gleich einer Königin
ihr lilienstolzes Bild,
ihr Wesen Anmut, Huld ihr Sinn
ihr Lächeln wundermild.
Die Augen brunnentief und klar
hoch krönet dunkel lockig Haar
die Stirn von Elfenbeine
der schönsten Frau vom Rheine.
Zieh hin, mein Lied, mit leisem Ton
und kling umher um sie,
an ihrem Sitz. an ihrem Thron
zu ihren Füssen knie.
Soviel des Wasses fliesst zur Au
soviel des Weines wächst im Gau,
soviel grüss‘ mir die eine
die schönste Frau vom Rheine!
Text: Julius Wolff , 1881 (1834—1910)
Musik: Simon Breu , 1894
“ Allgemeines Deutsches Kommersbuch „