Sei Gott gedankt! der liebe Tag
Ist wieder da und ich
Bin auch schon da, bin frisch und wach
Der Schlaf zerstreuet sich
Geh hin, du Schlaf, gleich dir zerfließt
Der Nebel auf der Flur
Sobald die Sonne kommen ist
Vertilgt ist seine Spur
Bei Nacht erquicket er das Land
Und tut ihm sanft und wohl
Und tränkt den armen dürren Sand
Und macht ihn säftevoll
Doch, wenn die Sonne wiederkehrt
Dann muß er weichen, er !
Die Sonn‘ ist zehnmal ſo viel wert,
Und segnet auch viel mehr
So bist du, Schlaf: weil’s dunkel ist
Hat jedermann dich gern
Weil du so gut und heilsam bist
Und kommst von Gott dem Herrn
Doch, wenn du nun gesegnet hast,
Dann muſt du wieder ziehn.
Auf immer wärst Du eine Last;
Wer schliefe immer hin ?
Der liebe Tag, der liebe Tag
Ist unaussprechlich schön!
Auf Erden ist dann alles wach,
Und man kann um sich sehn!
Kann Gutes nehmen, Gutes tun,
Und fröhlich sein so sehr!
Wie Gott im Himmel Gutes tun,
Und fröhlich sein, wie Er!
Da scheint die Sonne dann darein
Recht wie ein Vaterwink
Daß sich die Kinder drüber freun,
Und’s schafft noch mal so flink
Wie wimmelt‘ s dann auf Erden rund!
Wie wirkt so manche Hand!
Wie öffnet sich so mancher Mund,
Vom lieben Gott gekannt! –
Ich schau, ich schau in deine Welt,
O Gott! und werde stumm!
O, wem es nicht in ihr gefällt,
Der ist doch wahrlich dumm!
Jch kleiner Knabe danke dir,
Und bin zufrieden, ich!
Und wär ich‘ s nicht, hinweg mit mir!
Ich ging und schämte mich
Ich ging und sähe keinen Baum
In seiner Pracht mehr an;
Ich scheute mich vor jedem Baum,
Als einem wilden Mann
Sein Wehen wär mir fürchterlich,
Als hadert er mit mir,
Als spräch er: Ha, ich kenne dich!
Entferne dich von hier
Obs möglich ist, daß Leute sind,
Die (sei es Gott geklagt!)
Gott meistern können! –(ach wie blind!–)
Hab‘ ich schon oft gedacht
Ein trübes Wölkchen, trüber Tag,
Gewitter, Regenguß,
Und wie ich‘ s weiter nennen mag –
Das macht euch schon Verdruß? –
Nein, lieber Gott! ich meistre nicht
Ich nehm es, wie du’s gibst
Seh auf dein gnädig Angesicht,
Und weiß, daß du mich liebst
Und weiß, daß du in Ewigkeit
Für mich gesorget hast. –
Dies sei mein Morgenopfer heut
Und damit Herz gefaßt!
Text: Christian Overbeck – in Fritzchens Lieder (1781)