Schon haben viel Dichter, die lange verblichen,
Mit einer Reise das Leben verglichen.
Doch hat uns bis heute, so weit mir bekannt,
Die vier Stationen noch Keiner genannt
Die erste geht sanft durch das Ländchen der Kindheit.
Da sehn wir, geschlagen mit glücklicher Blindheit
Die lauernden Sorgen am Wege nicht stehn
Und rufen bei Blümchen: Ei, eia, wie schön
Wir kommen mit klopfendem Herzen zur zweiten
Als Jüngling und Mädchen, die schon was bedeuten.
Hier setzt sich die Liebe mit uns auf die Post,
Und reicht uns bald süße, bald bittere Kost.
Die Fahrt auf der dritten gibt tüchtige Schläge.
Der heilige Eh´stand verschlimmert die Wege.
Oft mehren auch Mädel und Jungen die Not:
Sie laufen am Wagen und schreien nach Brot
Noch ängstlicher ist auf der Vierten die Reise
Für steinalte Mütter und wankende Greise.
Der Tod auf dem Kutschbock, als Postillion,
Jagt wild über Hügel und Täler davon.
Auch Reisende, jünger an Kräften und Jahren,
Beliebt oft der flüchtige Postknecht zu fahren:
Doch alle kutschiert er zum Gasthof der Ruh.
Nun, ehrlicher Schwager, wenn das ist, fahr zu!
Text und Musik: August Friedrich Langbein´, 1788 , zuerst in Teutscher Merkur , 1788
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)