Schön bin ich nicht, mein höchster Hort,
Laß mich des nicht entgelten,
Lieb geht für schön an manchem Ort,
das thu ich jetzund melden
Lieb überwindt
manch schönes Kind
thut nach der Schönheit nicht fragen
Lieb macht groß Freud
hör ich allzeit
drum darf ichs mit dir wagen
Schön bin ich nicht, acht das gar klein,
Lieb thut all Ding bezwingen,
wo Lieb nicht ist mit treuem Schein
da thut die Lieb mißlingen
Denn Lieb begehrt
ein Herz bewährt
Das magst du wohl ermessen
Lieb macht groß Gunst
aus Herzensbrunst
hat mir mein Herz besessen
Schön bin ich nicht, das hörst du viel
drum laß nicht unterwegen
Lieb freundlich sein, das ist recht Spiel
Wer füglich Lieb kann pflegen
In dieser Welt
es selten fehlt
Nach Lieb thun ihr viel ringen
macht manchen Zag
bei Nacht und Tag
also die Lieb thut zwingen
Der ander Theil Newer Lieblicher Galliardt von Nicolao Rosthio (Erfurt 1593) Nr. XXIII
nach Hoffmann von Fallersleben : Die deutschen Gesellschaftslieder , 1843
Schön bin ich nicht (Version II)
Schön bin ich nicht, mein höchster Hort,
Laß mich das nicht entgelten,
Lieb gilt für schön an manchem Ort,
Lieb soll vor aller Schönheit gelten.
Schön bin ich nicht, acht das gar klein,
Lieb thut all Ding bezwingen,
Lieb zwingt die Schönheit ganz allein,
Kann sie allein besingen:
Ihr findet in Geschichten
Vom Fisch Delphin genannt,
Kein Netz hält ihn mit nichten,
Und zieht ihn an das Land,
Allein durch lieblich Singen
Thut man ihn also zwingen,
Daß er kommt selbst ans Land.
Zum wunderbaren Zeichen
Auch die Waldvögelein,
Ihr Herzelein erweichen
Einander insgemein,
Mit lieblichem Gesange,
Das währet alsolange,
Bis sie vereinigt seyn.
nach “ Des Knaben Wunderhorn “ – Anfang des 19. Jahrhunderts