Schmücke dich, o liebe Seele!
Laß die dunkle Sünden Höhle!
Komm ans helle Licht gegangen
Fange herrlich an zu prangen
Denn der Herr voll Heil und Gnaden,
Wil dich itzt zu Gaste laden
Der den Himmel kann verwalten
Will itzt Herberg in dir halten
Eile, wie Verlobte pflegen
Deinem Bräutigam entgegen
Der da mit dem Gnaden-Hammer
Klopft an deine Herzens-Kammer
Öffn´ ihm bald die Geistes-Pforten:
Red ihn an mit schönen Worten
Komm, mein Liebster, laß dich küssen
Laß mich deiner nicht mehr missen
Zwar in Kaufung teurer Wahren
Pflegt man sonst kein Geld zu sparen:
Aber du wilst für die Gabe
Deiner Huld kein Geld nicht haben:
Weil in allen Bergwercks-Gründen
Kein solch Kleinod ist zu finden,
Daß die Blut-gefüllte Schalen
Und dies Manna kann bezahlen.
Ach! wie hungert mein Gemüte,
Menschen-Freund, nach deiner Güte!
Ach! wie pfleg ich oft, mit Tränen,
Mich nach deiner Kost zu sehnen!
Ach! wie pfleget mich zu dürsten,
Nach dem Trank des Lebens-Fürsten!
Wünsche stets daß mein Gebeine
Sich durch Gott mit Gott vereine.
Beides Lachen und auch Zittern
Lässet sich in mir itzt wittern
Das Geheimni´s dieser Speise
Und die unerforschte Weise
Machet daß ich früh vermerke
Herr, die Grösse deiner Stärke
Ist auch wohl ein Mensch zu finden
Der dein Allmacht sollt ergründen?
Nein! Vernunft die muß hier weichen
Kan dies Wunder nicht erreichen
Daß dies Brot nie wird verzehret
Ob es gleich viel tausend nähret
Und daß mit dem Saft der Reben
Uns wird Christi Blut gegeben.
O der grossen Heimligkeiten
Die nur Gottes Geist kann deuten!
Jsu, meine Lebens-Sonne!
Jesu, meine Freud und Wonne!
Jesu, du mein ganz Beginnen
Lebens-Quell und Licht der Sinnen
Hier fall ich zu deinen Füssen
Laß mich würdiglich geniessen
Diese deine Himmels-Speise
Mir zum Heil, und dir zum Preise
Herr, es hat dein treues Lieben
Dich vom Himmel abgetrieben
Daß du willig hast dein Leben
In den Tod für uns gegeben
Und dazu ganz unverdrossen
Herr, dein Blut für uns vergossen
Das uns itzt kann kräftig tränken
Deiner Liebe zu gedenken!
Jesu wahres Brot des Lebens!
Hilf, daß ich doch nicht vergebens
Oder mir vielleicht zum Schaden
Sei zu deinem Tisch geladen!
Laß mich durch dies Seelen-Essen
Deine Liebe recht ermessen,
Daß ich auch, wie itzt auf Erden
mag dein Gast im Himmel werden
Text Johann Franck zwischen 1646 und 1653
Musik. Melodie von Johann Crüger 1649
in Feldgesangbuch (1897)