Liebe Katharina komm zu mir nach China

Sie kennen alle wohl den kleinen Imre Kisch
der Katharinas Hut gefunden hat am Tisch
sie wissen doch, wie er sich damals aufgeregt
nicht sexuell, denn das geht nicht so schnell
Die teure Gattin war ihm lang schon kein Genuß
drum hielt er Wort und macht sofort mit Jubel Schluß
er fuhr ganz sacht nach China durch die Mandschurei
und kauft dort Reis und alle Papageis
Doch wird es Nacht und langsam zieht der Mond vorbei
dann seufzt er tief und schreibt den ersten Brief

Liebe Katharina
komm‘ zu mir nach China
mir ist bang nach dir
seit ich von dir wegging
sitz ich hier in Peking
und verlang nach dir
Zieh dir an den seidenen Pyjama
ich erwart dich schon in Yokohama
Liebe Katharina
komm‘ zu mir nach China
und sei wieder gut zu mir

Ich sitze hier und trinke nichts als lauter Tee
das Haus in ich wohne ist aus Papier-Machè
Wenn ich mich schneuz, fällt mir das ganze Dach am Kopf
und das W.C. ist unterm Kanapee
Und jeden Abend wir mir zum Souper serviert
gerollter Regenwurm und Wasserfloh garniert
Beim Five o clock Sandwiches mit Kanari-Ei
und drinn im Topf bemerk ich einen Zopf
Ich sag genug das Essen ist für mich vorbei
und denk voll Lust an deine Gänsebrust

Und wenn die Sehnsucht nach der Liebe mich erfaßt
da geh ich gern in einen feinen Tanzpalast
Wir haben hier ein wunderbares nachtlokal
ganz comme il faut, man nennt es Pipapo
In allen Nischen sieht man rote Ampeln glühn
und jede Dame hat schon einen Mandarin
doch ich sag „Nein!“ hier find ich keine Braut für mich
ich geh nach Haus und sterbe lieber aus
Du ganz allein bist lieblicher gebaut für mich
als anderswo ein ganzes Pipapo

Text: Fritz Löhner-Beda
Musik: Richard Fall

Liederthema: Scherzlieder
Liederzeit: 1919-1933: Weimarer Republik (1927)
Schlagwort: Rassismus und Kolonialismus |
Ort: China

Die Mundorgel - Notenausgabe*

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