Schier dreissig Jahre bist du alt
Hast manchen Sturm erlebt
Hast mich wie ein Bruder beschützet
Und wenn die Kanonen geblitzet
Wir beide haben niemals gebebt
Wir lagen manche liebe Nacht
Durchnässt bis auf die Haut
Du allein, du hast mich erwärmet
Und was mein Herze gehärmet
Das hab ich dir, Mantel, vertraut
Geplaudert hast du nimmermehr
Du warst mir still und treu
Du warst getreu in alle Stücken
Darum lass‘ ich dich auch nicht mehr flicken
Du Alter würdest sonst neu
Und mögen sie mich verspotten,
Du bleibst mir teuer doch
Denn wo die Fetzen runter hangen
Sind die Kugeln hindurchgegangen
Jede Kugel, die macht ein Loch
Und wenn die letzte Kugel kommt
ins deutsche Herz hinein
Lieber Mantel, lass dich mit mir begraben
Weiter will ich von dir nichts haben
In dich hüllen sie mich ein.
Da liegen wir zwei beide
Bis zum Appell im Grab
Der Appell, der macht alles lebendig
Da ist es denn auch ganz notwendig
Daß ich meinen Mantel hab
Text: Karl v. Holtei (1824)
Musik: nach einer älteren Volksweise „Es waren einmal drei Reiter gefangen“
eine weitere Vertonung von Albert Lortzing ?
Aus dem vaterländischen Schauspiel „Leonore“, Premiere am 12. Juni 1828 auf dem Königstädter Theater in Berlin.
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Kriegslieder, Soldatenlieder
Liederzeit vor 1824 - Zeitraum: 19. Jahrhundert: Volkstümliches Lied
Stichwort: Orte: Berlin, Leipzig
Geschichte dieses Liedes: Schier dreissig Jahre bist du alt
Anmerkungen:
Die Musik für das gesamte Stück hatte zwar Karl Eberwein in Weimar (oder Leipzig ?) besorgt. Den soldatischen Text des Mantelliedes aber hatte Holtei einer alten Volksweise ( s. Liederhort I 231) angepasst und diese dadurch wieder erweckt und zur Berühmtheit gebracht. Den Text hatte Holtei nach einem Lied von Bérager (Mon habit“ gedichtet, das 1819 entstanden war. ( Sois-moi fidéle o pauvre habit que jáime) – andere Schreibweise: Schier dreißig Jahre bist du alt. In dem Schauspiel singt das „Mantellied“ ein alter Reiterunteroffizier Wallheim. Weil der 3. Akt mit dem Mantelliede schon im Winter 1827 entstanden war, so kam’s, dass man es schon vor der Berliner Aufführung in Weimar sang.
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