Schier dreissig Jahre bist du alt
Hast manchen Sturm erlebt
Hast mich wie ein Bruder beschützet
Und wenn die Kanonen geblitzet
Wir beide haben niemals gebebt
Wir lagen manche liebe Nacht
Durchnässt bis auf die Haut
Du allein, du hast mich erwärmet
Und was mein Herze gehärmet
Das hab ich dir, Mantel, vertraut
Geplaudert hast du nimmermehr
Du warst mir still und treu
Du warst getreu in alle Stücken
Darum lass‘ ich dich auch nicht mehr flicken
Du Alter würdest sonst neu
Und mögen sie mich verspotten,
Du bleibst mir teuer doch
Denn wo die Fetzen runter hangen
Sind die Kugeln hindurchgegangen
Jede Kugel, die macht ein Loch
Und wenn die letzte Kugel kommt
ins deutsche Herz hinein
Lieber Mantel, lass dich mit mir begraben
Weiter will ich von dir nichts haben
In dich hüllen sie mich ein.
Da liegen wir zwei beide
Bis zum Appell im Grab
Der Appell, der macht alles lebendig
Da ist es denn auch ganz notwendig
Daß ich meinen Mantel hab
Text: Karl v. Holtei (1824)
Musik: nach einer älteren Volksweise „Es waren einmal drei Reiter gefangen“
eine weitere Vertonung von Albert Lortzing ?
Aus dem vaterländischen Schauspiel „Leonore“, Premiere am 12. Juni 1828 auf dem Königstädter Theater in Berlin.