’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre
Und rede Du darein
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein
Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blaß
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen
Und vor mir weinten, was?
Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten
Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten
In ihrer Todesnot?
Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute
So glücklich vor dem Krieg
Nun alle elend, alle arme Leute
Wehklagten über mich?
Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich herab?
Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein
Text: Matthias Claudius (1778)