Rosen auf den Weg gestreut
und des Harms vergessen!
Eine kleine Spanne Zeit
ward uns zugemessen
Heute hüpft, im Frühlingstanz
noch der frohe Knabe
Morgen weht der Totenkranz
schon auf seinem Grabe
Wonne führt die junge Braut
heute zum Altare
Eh die Abendwolke taut
ruht sie auf der Bahre
Ungewisser, kurzer Dauer
ist dies Erdenleben
und zur Freude, nicht zur Trauer
uns von Gott gegeben.
Gebet Harm und Grillenfang
gebet ihn den Winden
ruht, bei frohem Becherklang
unter grünen Linden
Lasset keine Nachtigall
unbehorcht verstummen,
keine Bien´ im Frühlingstal
unbelauschet summen
Schmeckt so lang es Gott erlaubt
Kuß und süße Trauben
Bis der Tod, der alles raubt
kommt, sie euch zu rauben
Unserm schlummerndes Gebein
in die Gruft gesäet
duftet nicht der Rosenhain
der das Grab umwehet
Fühlet nicht den Wonneklang
angestossner Becher
nicht den frohe Rundgesang
weingelehrter Zecher
Text: Ludwig Christian Hölty (1776)
Musik: Johann Friedrich Reichardt (1779)
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Weisheit, Trinklieder
Liederzeit vor 1776 - Zeitraum: 18. Jahrhundert: Volkstümliches Lied
Stichwort: Nachtigall • Geschichte dieses Liedes: Rosen auf den Weg
Anmerkungen:
Zuerst gedruckt im Vossischen Musenalmanach für 1778, S 171. Melodie von J. F. Reichardt zuerst in dessen „Oden und Lieder“, Berlin 1779. Vorwort vom 1 Aug 1779. Reichardt hat je zwei vierzeilige Strophen zusammengefasst und die 4. Strophe ausgelassen. Später in „Klaviermusik zu den Liedern geselliger Freude“, Nr 78, hat er die Melodie so geändert, dass sie als Überarbeitung des „Gaudeamus“ erscheint. Text im Orginal in: Hölty’s Gedichte, Ausgabe von K. Halm, 1870, S 130, dort Strophe 8, 3+4: „Fühlet nicht den Rosenhain / Der das Glück umwehet ..“
Das Bild der gestreuten Rosen taucht in vielen späteren Liedern auf. Kurt Tucholsky schrieb ein Lied „Rosen auf den Weg gestreut“ (Küsst die Faschisten,wo ihr sie trefft), Herder im „Lied des Lebens“ und in einigen Soldatenliedern werden „blutige Rosen“ (Bomben und Granaten) gestreut.
Ähnliche Lieder:
In diesen Büchern:
in Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam (1859) — Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)