Rauscht ihr noch ihr alten Wälder
hoch vom Rennstieg euren holden Sang?
Wiegt ihr noch durch goldne Felder
graue Dome euren Feierklang?
Und du wunderkühle Sagenquelle
liebe Saale, spiegelst du noch helle
Berg und Burg und reifen, reifen Rebenhang?
Ja. es taucht aus trauten Fluren
und es glänzt mir her vom klaren Fluß
Vaterhaus und Wanderspuren
Schlägerklang und rascher Turnergruß
Hörselberg, aufspringt die wilde Pforte
Locken wehn im Wind und Mädchenworte
und die Lippe blüht vom ersten, ersten Kuß
Jahre, die da hingezogen
eure Pulse fühl ich warm und klar
und des Lebens bunter Bogen
überspringt was jung und selig war
Volle Ernte wogt zu meinen Füßen
und ihr rauscht, den Abend mir zu grüßen
Heimatwälder, auf mein weißes Haar
Text: Franz Langheinrich –
Musik: Max Fiedler (1912) — Kurt Thiem –
Man merkt diesem sentimentalen Liedchen „Erntegruß“ aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nicht an, dass der Verfasser des Textes ein glühender Nationalsozialist, fanatischer Judenhasser und völkischer Ideologe war. Schon lange vor dem Ersten Weltkrieg war dieser haßerfüllte Ungeist, der heute in der AFD vor allem in der „völkischen“ Form seine Wiederauferstehung „feiert“, weit verbreitet. Völkische Parteien saßen im Reichstag, wetterten gegen „Bolschewismus“ und „Judentum“ und trieben das Land in den Weltkrieg 1914. Langheinrich schwärmte von „rassereiner“ Kultur, wetterte gegen „verkommenes Untermenschentum unter semitischer Führung“ und „fremdrassige Schunderzeugnisse“, so schlimm, so vergessen! Die AFD aber feiert ihn mit seinen völkischen Idealen im Thüringer Wahlkampf. (Mehr dazu)
Zuerst als Gedicht gedruckt in „Jugend“ (Illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, Nr. 27, 1911, Verlag der Münchener Jugend) u. a. in: Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1914), Spielmanns Goldgrube (1918), Liederbuch des Thüringerwald-Vereins (1927) –