Raritäte sein ßu sehn, schöne Raritäte!
Hab sie allen Leut gezeigt in die gruße Städte!
Offizier und Musketier,
Jungfräulein und Kavalier,
Lauter schöne Leute!
Raritäte sein ßu sehn, allzu rare Saken:
Wie die Leut auf Köpfe gehn und sick lustick machen.
Krumm und lahm und groß und klein,
Schöngeputzte Männerlein.
Präcktick anßuschaue!
Eine gruße Danßeplatz mit viel Musikante
jeder da hat seine Schatz, Freind und Anverwandte.
Tanst und sprinkt und kuckt und lackt
Daß davon der Boden knackt
Jeder ßahlt ein Gröschel
Raritäte sein ßu sehn! Hier das Paradiesel
Ev und Adam drinne gehn, munter wie die Wiesel
Und der Engel mit dem Schwert
Wie er beide laufe lehrt!
Gruße Raritäte
Auck die Arke Noah soll sick hier präsentiere
Kribble, krabble, alles voll von vierfußle Tiere
Paar und Paar marschier sich ein
Auck ßuletzt die auf ßwei Bein
Die Familie Noah
Wie die Madame Potiphar Joseph will verführe
Da sie ihm gar eftig droht, daß er sie scharmiere
Aber Joseph eschappier
Läßt den Überrock nur ihr
Heutßutag geht’s anders!
David spielt vor Kenig Saul auf der Harfen süße
Aber Kenig Saul nit faul greifet nach dem Spieße
Will ihn nageln an die Wand
0 die gruße Unverstand!
Tut sik sehr blamiere!
Absalom kommt angetrabt, bleibt am Eikbaum bummle
ätt er ein Perück geabt, könnt sick weiter tummle.
Aber ack, der arme Schurk.
Joab stak ihn durk und durk.
Mak nit mit ihm tausche!
Ei, wie krickt Philister Bein, solke lange ‚acke
Herr von Simson hinterdrein, klopft sie auf die Nacke
Mit der Eselskinneback
Gibt er ihnen Schlack auf Schlack,
Daß sie srecklick jammern
Raritäte sein ßu sehn! Lehrreick serr für alle!
Jeder lern‘ darauß sein Teil. Gutt in jedem Falle.
Kurios Possierlichkeit!
Kommt ßu mir, ihr liebe Leut‘!
Sollt in Kaste gucke!
Text und Musik: Verfasser unbekannt – Lied des Guckkastenmannes, 1790
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1722 „Berliner Guckkastenlied“)
Volkslied (eigentlich Bänkelsänger- und Drehorglerlied) 1796 vorhanden. Abdruck bei Büsching und von der Hagen (Volkslicder) 1807, S, 55. Die Meodie. das. Nr. 32. Daher wiederholt bei Erl, Germania (1868), Nr. 372. Text auch bei Erlach 3, 98 abgedruckt. „Um seine Bilder besonders interessant zu machen, täuschte der Jahrmarktsausrufer durch gebrochene Sprache vor, Ausländer zu sein. (R. A. Stemmle: Traurig aber wahr, 1931)