Rätsel im dänischen Heldenlied „Bonved “

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a ) Fragen an den Hirten

So kam er (Bonved) zu der dritten Schar
Da saß ein Hirt mit güldnem Haar
Hör du, guter Hirte, mit deiner Herd
Du gibst mir gewisslich Antwort wert

Was ist runder als ein Rad ?
Was wird getrunken die beste Weihnacht ?
Wo geht die sonne zu ihrem Sitz?
Und wo ruhen eines toten Mannes Füß?

Was füllet aus alle Tale ?
Was kleidet am besten im Königssaale ?
Was ruft lauter als der Kranich kann ?
Und was ist weiser als ein Schwan ?

Wer trägt den Bart auf seinem Rück ?
Wer trägt die Nas unter seinem Knie ?
Als ein Riegel , was ist schwärzer noch mehr ?
Und was ist rascher als ein Reh ?

Was ist die allerbeste Brück ?
Was ist am meisten zuwider des Menschen Blick ?
Wo wird gefunden der höchste Gang ?
Wo wird getrunken der kälteste Trank ?

Antwort :

Die Sonn ist runder als ein Rad
Im Himmel begeht man die fröhliche Weihnacht
Gen Westen geht die Sonne zu ihrem Sitz
Gen Osten ruhen eines toten Mannes Füß

Der Schnee füllet aus alle Tale
Am herrlichsten kleidet der Mann im Saale
Der Donner ruft lauter als der Kranich kann
Und Engel sind weiser als der Schwan

Der Kibitz trägt den Bart in dem Nacken sein
Der Trold hat die Nas unter dem Kinn allein
Die Sünde schwärzer ist als ein Riegel noch mehr
Und Gedanken sind rascher als ein Reh

Das Eis macht die allerbreiteste Brück
Die Kröt ist am meisten zuwider des Menschen Blick
Zum Paradies geht der höchste Gang
Da unten da trinkt man den kältesten Trank

b ) Fragen an den Ritter ( s. 237 )

Sag mir, du edler Ritter gut
Wo steht der Fisch in der Flut ?
Wo wird geschenkt der beste Wein ?
Und wo trinkt Vidrich mit den Kämpfern sein ?

Antwort :

In Osten steht der Fisch in der Flut
Im Norden wird getrunken der Wein so gut
In Halland findst du Vidrich daheim
mit Kämpfern und vielen Gesellen sein

( Nach W. Grimm’s Übersetzung s. 234. )
in Deutscher Liederhort III (1983. Nr. 1065 Anmerkung)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1810 : Zeitraum:
Orte:


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Anmerkungen zu "Rätsel im dänischen Heldenlied „Bonved “"

W. Grimm ( altdänishe Heldenlieder s. 227–239 , wo das Gedicht Bonved vollständig übersetzt ist: „Held Bonved sitzt im Kämmerlein, er schlägt die Goldharf an so rein etc “ ) bemerkt dazu s. 28 : „Seltsam ist das dänische Lied von dem Held Bonved. Unter dem Empfang des Zaubersegens und mit rätselhaften Worten, dass er nie wiederkehre oder dann den Tod seines Vaters rächen müsse, reitet er aus. Lange sieht er keine Stadt und keinen Menschen, dann, wer sich ihm entgegenstellt, den wirft er nieder, den Hirten legt er seine Rätsel vor über das Edelste und Abscheuungswürdigste, über den Gang der Sonne und die Ruhe der Toten; wer sie nicht löst, den erschlägt er; trotzig sitzt er unter den Helden, ihre Anerbietungen gefallen ihm nicht, er reitet heim, erschlägt 12 Zauberweiber, die ihm entgegenkommen, dann seine Mutter, endlich vernichtet er sein Saitenspiel, damit kein Wohllaut mehr den wilden Sinn besänftige.

Es scheint dieses Lied vor allem in einer eigenen Bedeutung gedichtet zu sein und den Mißmut eines zerstörten herumirrenden Gemütes anzuzeigen, das seine Rätsel will gelöst haben: es ist die Angst eines Menschen darin ausgedrückt, der die Flügel, die er fühlt, nicht frei bewegen kann, und der, wenn ihn diese Angst peinigt, gegen alles, auch gegen sein Liebstes, wütet. Dieser Charakter scheint dem Norden ganz eigen zu sein: im seltsamen Leben Königs Sigurd, des Jerusalemfahrers ( Heimskringla XII ) und auch in Shakespeare’s Hamlet ist etwas Ähnliches .