Preiset die Reben! Hoch preiset den Rhein!
Froher kann´s Leben im Himmel nicht sein,
überall Freude, Gesänge und Wein –
glücklich fürwahr ist das Leben am Rhein!
ja glücklich ist´s Leben am Rhein!
Fröhliche Lieder und heiterer Scherz
Freundschaft so bieder und redlich das Herz,
Eintracht und Frohsinn im trauten Verein –
glücklich fürwahr ist das Leben am Rhein!
ja glücklich ist’s Leben am Rhein!
Freunde der Fernen, o kehrt bei uns ein!
Hier sollt ihr lernen, recht fröhlich zu sein.
Kommet, o kommt und gesteht es nur ein:
glücklich fürwahr ist das Leben am Rhein!
ja glücklich ist’s Leben am Rhein!
Auf denn, der freie, der mächtige Rhein
gibt euch die Weihe des Lebens im Wein.
Herzlichkeit ist hier kein täuschender Schein –
glücklich fürwahr ist das Leben am Rhein!
ja glücklich ist’s Leben am Rhein!
Wer noch so ferne gewandert mag sein
saget es gerne: es ist nur ein Rhein!
Fremdlinge räumen es offen uns ein:
glücklich fürwahr ist das Leben am Rhein!
ja glücklich ist’s Leben am Rhein!
Ländchen der Wonne, an Freuden so reich!
Unter der Sonne ist keines dir gleich;
du bist die Heimat des Frohsinns allein –
glücklich fürwahr ist das Leben am Rhein!
ja glücklich ist’s Leben am Rhein!
Land, du geliebtes, wie bist du so schön!
Gleiches nur giebt es in himmlischen Höh’n;
schöner doch kann es da oben kaum sein –
glücklich fürwahr ist das Leben am Rhein!
ja glücklich ist’s Leben am Rhein!
Ländchen der Reben, dem Fürsten so treu!
Keines kann’s geben, das treuer noch sei.
Dies ist der Stolz, vom Rheine zu sein –
glücklich fürwahr ist das Leben am Rhein!
ja glücklich ist’s Leben am Rhein!
Segen und Frieden und glücklich Gedeihn
sei dir beschieden, o Ländchen am Rhein!
Segen den Reben! sie geben den Wein –
glücklich fürwahr ist das Leben am Rhein!
ja glücklich ist’s Leben am Rhein!
Schaut! in dem Becher glänzt perlend der Wein!
Auf denn, ihr Zecher – es lebe der Rhein!
Sterbend noch soll unser Wahlspruch es sein:
Vivat! das fröhliche Völkchen am Rhein!
Ja vivat das Völkchen am Rhein!
Text: J. J. Reiff (1829)
Musik: J. M. Zwing (1829)
„Das Leben am Rhein“ von Johann Joseph Reiff wurde am 5. Januar 1830 beim Stiftungsfeste des Koblenzer Kasinos zum erstenmal öffentlich gesungen. Gedruckt wurde es zuerst in Nr. 45 der „Rheinblüten“, der Beilage zum „Kölnischen Korrespondenten“ vom 6. Juni 1830. Im folgenden Jahre erschien es in Bonn. Seinen Erfolg verdankt es weniger der breiten und poesielosen Dichtung als der Melodie von Johann Michael Zwing. Durch seine Aufnahme in Gustav Brauns “ Liederbuch für Studenten (Berlin , 1843) “ 1 und Goepels “ Lieder- und Kommersbuch “ , sowie auch in die „ Sammlung ein- und mehrstimmiger Gesänge für den katholischen Gesellenverein “ drang das Lied in weitere Kreise. In dem letztgenannten Buche findet es sich mit einer Melodie von Karl Freiherr von Perfall , die sich nach der Angabe von Hoffmann von Fallersleben einer ziemlichen Verbreitung erfreute. Heute wird es trotz seiner Aufnahme in das Freiburger Deutsche Kommersbuch nur noch selten gesungen. ( Stendal , 1919, Die Heimathymnen der Preußischen Provinzen )
u.a. in: Allgemeines Deutsches Kommersbuch — Die Heimathymnen der Preußischen Provinzen (1919) —