Der Papst lebt herrlich in der Welt
es fehlt ihm nicht an Ablaßgeld,
er trinkt den allerbesten Wein,
ich möchte doch der Papst wohl sein,
er trinkt den allerbesten Wein,
ich möchte doch der Papst wohl sein.
Doch nein ! er ist ein armer Wicht
ein holdes Mädchen küßt ihn nicht
er schläft in seinen Bett allein
ich möchte doch der Papst nicht sein
er schläft…
Der Sultan lebt in Saus und Braus,
der wohnt in einem großen Haus
voll wunderschöner Mägdelein,
ich möchte doch der Sultan sein, …
Doch nein ! er ist ein armer Mann;
er lebt nach seinem alt‘ Koran,
er trinkt nicht einen Tropfen Wein,
ich möchte doch nicht Sultan sein, …
Getrennt wünscht ich mir beider Glück
nicht einen einz’gen Augenblick,
doch das ging ich mit Freuden ein:
bald Papst, bald Sultan möcht ich sein,…
Drum Mädchen, gib mir einen Kuß,
denn jetzt bin ich der Sultanus
drum traute Brüder, schenkt mir ein,
damit ich auch der Papst kam sein
Text: Christian Ludwig Noack (1789, 22 Jahre alt)
Musik: Komponist unbekannt ? auf die Melodie von „Lob des deutschen Mannes“ ; Den Mann den halt ich ehrenwert, vom Jahre 1817.
Parodien, Versionen und Variationen:
CDs und Bücher mit Der Papst lebt herrlich in der Welt:
Anmerkungen zu "Der Papst lebt herrlich in der Welt"
Zuerst gedruckt in: „Lektüre beim Kaffee. Ein Modebüchlein.“ Leipzig 1789 S. 143 f., unterzeichnet C. G. L. Noack. Noack war selbst der Sammler und Herausgeber des Büchleins — eine ganze Zahl Gedichte darin sind von ihm selbst . Dann gedruckt in : „Hamburger Briefträger. Eine Wochenschrift für Freunde und Feinde von A. F. Bonaventura“. Hamburg 29. August 1795, S. 657. 658, ohne Namen des Verfassers . — Noack war 1767 in Pirna geboren , hatte Theologie studiert und lebte in dürftigen Verhältnissen als Privatlehrer in seiner Vaterstadt , er starb 1821
Noack ist zu seinem Liede ohne Zweifel angeregt durch Lessings Gedicht „Die Türken“. Dazu mag noch als Vorbild kommen das Gedicht von Klinguth „Meine Wünsche“ im Vossischen Musenalmanach von 1781 S. 38. 39, komponiert von Schulz , Lieder im Volkston i T. 1782 S. 11, beginnend: „Am Platz des Kaisers Franz zu sein.“
Die zweite Strophe lautet: „Der heilige Vater Papst zu sein / Das fällt mir noch viel wenger ein / Der alte Herr schläft stets allein / Und kann und darf sich nicht mehr freun / Muss beten, singen, sich kastein / Und jede Lust als Sünde scheun. / Ei prost die Mahlzeit, Papst zu sein!/ Doch streicht er seine Gelder ein / . Dann möcht ich auf drei Stündelein / Sein Vater oder Bruder sein / Und das fällt mir nicht selten ein “
Die Melodie gehörte ursprünglich zu dem ernsten, patriotischen Liede von Johann Daniel Symanski (geb. 8. Sept. 1789 zu Königsberg i. Pr., gest. dort als geh. Justizrat im Dezember 1840) „Lob des deutschen Mannes“ ; Den Mann den halt ich ehrenwert, vom Jahre 1817. Zu Noacks Liede zuerst in Serigs Auswahl, 2. A. Leipzig 1827 Nr. 171.