Ob ich gleich ein Schäfer bin
führ ich doch ein’n freien Sinn
freier Sinn und freies Leben
ist mit lauter Lust umgeben
Ich habs gesagt und bleib dabei
Lustig ist die Schäferei
Morgens wenn die Sonn aufgeht
Und der Tau im Grase steht
Treib ich mit vergnügtem Schalle
Meine Schäflein aus den Stalle
Wohl über die grüne Weide hin
Wo ich ganz alleine bin
Wenn ich hungrig und durstig bin
Treib ich zu der Quelle hin
Allwo ich meine Schäflein wasche
Greif ich in meine Schäfertasche
Und nehm mir Fleisch und Brot Herfür
O wie süße schmeckt es mir
Kommt der Abend nun herbei
Treib ich meine Schäflein ein
Lehne mich an meine Schippe
Kreuch so gleich in in meine Hütte
Und blas auf meiner Feldschalmei
Lustig ist die Schäferei!
Mein Hündlein, das getreue Tier
Hab ich alle Nacht bei mir
Ich mag wachen oder schlafen
So bewacht er mir die Schafe.
Ich Habs gesagt und bleib dabei:
Lustig ist die Schäferei!
Wenn der Feierabend kommt herbei
Treib ich meine Schaflein ein
Und bequeme mich zur Ruh
Und nehm Pfeifchen und rauch dazu.
Womit ich mir mache Zeitvertreib
In der späten Fei’rabendzeit.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Aus dem untern Westerwald und aus Dillenburg 1880
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1487 „Schäferleben“)
Ähnlicher Text s. böhmische Volkslieder Nr. 56b (1891). — Die Melodie hier stammt aus dem 18. Jahrhundert, wenn nicht aus noch früherer Zeit. Sie ist zu Mozart’s Zeit schon bekannt zu dem „Schulmeisterliede“, in welchem die Kinder das ABC bis Ende durchsingen und am Ende sagen: „kanns gar nicht lernen das ABC„. Eine concertierende Baßstimme dazu fingt der Schulmeister, darin es an Anleitung. Mahnung, Straf, und Zornesworten nicht fehlt. Der Scherz soll vom Komponisten Leonhard von Call (gestorben 1815 in Wien) sein.
Ferner ist dieselbe Weise zu einem Spottliede auf die diebischen Schäfer: „Wenn der Schäfer scheeren will“ – zuletzt ist’s gar die alte Singweise des schönen Abschiedsliedes „Morgen muß ich fort von hier-, das schon um 1690 bekannt war.