O wunderbares Glück!
Denk doch einmal zurück:
Was hilft mir mein Studieren
viel Schulen absolvieren?
Bin doch ein Sklav, ein Knecht.
O Himmel ist das recht?
Vor diesem konnt‘ ich gehn,
so weit mein Aug‘ mocht‘ sehn;
jetzt hat sich’s ganz verkehret,
die Schildwach mir verwehret
den freien Lauf ins Feld:
O du verkehrteWelt!
Schildwache muss ich stehn,
davon darf ich nicht gehn.
Ja, wenn die Runde käme,
und sie mich nicht vernähme,
so heisst es: „In Arrest
geschlossen hart und fest!“
Des Morgens um halb vier,
da kommt der Unteroffizier,
der tut mich kommandieren
vielleicht zum Exerzieren;
hab nicht geschlafen aus,
muss doch zum Bett heraus.
Dann kommt der Herr Sergeant,
befiehlet von der Hand:
„Polieret eure Taschen
und wichset die Gamaschen,
den Pallasch blank poliert,
dass man kein‘ Fehler spürt!“
Nun sieht uns der Offizier
und sagt uns mit Manier:
„Wirst du nicht deine Sachen
in Zukunft besser machen,
so wird der Gassenlauf
ohnfehlbar folgen drauf!“
Nun Brüder, habt Geduld!
Wer weiss, wer hat’s verschuldt,
dass wir so exerzieren,
mit steifen Knien marschieren
in diesem Sklavenhaus!
Ach, wär ich einmal raus!
Die Schreibfeder und Papier
die führ ich stets bei mir
das Tintenfaß daneben
ein Glas Wein ist mein Leben
Hübsche Jungfern an der Hand
So ist mein Glück im Stand
Text und Musik: Christian Daniel Friedrich Schubart 1781
Melodie bei Erk-Böhme Deutscher Liederhort III (1893, Nr. 1403 „Soldaten-Elend“) in Groß-Neuendorf im Oderbruch 1840 aufgezeichnet – bei Steinitz Nr. 137 A, S. 357