O wonnevolle Jugendzeit
mit Freuden ohne Ende
mit Minnefahrten weit und breit
wo sich die Schönste fände
Ich grüße dich, du junges Blut
bin jedem hübschen Weibe gut
und doch ist nichts aequalis
der filia hospitalis
Ich kam als krasser Fuchs hierher
und spähte in den Gassen
wo mir ein Bett und Zimmer wär
den langen Leib zu fassen
Fand Sofa nicht, noch Stiefelknecht
und doch war mir die Bude recht
denn keine ist aequalis
der filia hospitalis
Sie ist ein gar zu herzig Kind
mit ihren blonden Zöpfen
die Füßchen laufen wie der Wind
im Schuh mit Quast und Knöpfen
die Schürze bauscht sich auf der Brust
allwo ich schau, ist eitel Lust
und keine ist aequalis
der filia hospitalis
Im Haus herrscht sie als guter Geist
und zeigt’s an jedem ersten
Der einzge Schüler war verreist
die Kasse mir am leersten
Da wurd ihr Wort mir Schutz und Schild
und stimmte den Philister mild
drum ist auch nichts aequalis
der filia hospitalis
Vier Mieter hat sie: Der Jurist
besucht nur feine Kreise
der Mediziner ist kein Christ
der Theolog – zu weise
Doch mir, mir dem Philologus
gab sie in Züchten einen Kuß
und keine ist aequalis
der filia hospitalis
Auf eines hält sie scharfe Acht
und läßt nicht mit sich spaßen
wer je der Magd den Hof gemacht
würd nimmer ihr mehr passen
Zwar das Mamsellchen am Büffet
ist höchst pikant und äußerst nett
und dennoch nicht aequalis
der filia hospitalis
Du rheinisch Mädchen, wüßt ich doch
was Gott mit uns beschlossen
Ich schanz mir in den Kopf ein Loch
und ochse unverdrossen
Und wärst du mir auch nie beschert
zeitlebens bleibst du hochgeehrt
weil keine dir aequalis,
dir filia hospitalis
Text: Otto Kamp (1885) , Preisgedicht
Musik: Otto Lob (1885) ? oder auf die Melodie von „O Alte Burschenherrlichkeit“ ?
in: — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — Sport-Liederbuch (1921) — CC Liederbuch (1940)