O Traurigkeit o Herzenleid
ist das nicht zu beklagen
Gott des Vaters einigs Kind
wird zum Grab getragen
O große Not! Gott selbst ist tot
Am Kreuz ist er gestorben
Hat dadurch das Himmelreich
Uns aus Lieb‘ erworben
O Menschenkind, Nur deine Sünd‘
Hat dieses angerichtet
Da du durch die Missetat
Warest ganz vernichtet
Dein Bräutigam, Das Gotteslamm
Liegt hier mit Blut beflossen
Welches er ganz mildiglich
Hat für dich vergossen
O süßer Mund, O Glaubensgrund
Wie bist du doch zerschlagen
Alles, was auf Erden lebt
Muß dich ja beklagen
O lieblich Bild, Schön zart und mild
Du Söhnlein der Jungfrauen
Niemand kann dein heisses Blut
Sonder Reu‘ anschauen
O selig ist zu aller Frist,
Der dieses recht bedenket
Wie der Herr der Herrlichkeit
Wird ins Grab gesenket
O Jesu, du Mein‘ Hilf‘ und Ruh‘,
Ich bitte dich mit Tränen
Hilf, daß ich mich bis ins Grab
Nach dir möge sehnen
Text: Joh. Rist (1841)
Musik: auf die Melodie von O Traurigkeit o Herzenleid
Im Jahre 1641 erschien eine achtstrophige Dichtung von Joh. Rist in dessen „Himmlischen Liedern“ (Lüneburg), in welcher die erste Strophe des katholischen Liedes „O Traurigkeit o Herzenleid“ und die Melodie benutzt wird.
Rist selbst bemerkt: „Es ist mir der erste Vers dieses Grabliedes, benebst seiner andächtigen Melodie, ohngefähr zu Händen kommen. Wenn mir dann selbige insonderheit wohlgefallen, als habe ich, dieweil ich der andern Verse gar nicht teilhaftig werden können, die übrigen sieben (wie sie hier stehen) hinzugefügt“ Seitdem ist Rist’s Lied und die katholische Melodie in die protestantischen Gesangbücher übergegangen. (Böhme, Deutscher Liederhort III)