O Tannenbaum, o Tannenbaum!
du bist ein edler Zweig
du grünest uns den Winter
die liebe Sommerzeit
Wenn andre feine Bäumelein
in großer Trauer stehn
so grünst du, edler Tannenbaum
im Winter, ei, wie schön
Warum sollt ich nicht grünen
da ich noch grünen kann?
ich hab wedr Vater noch Mutter
der mich versorgen kann
Text und Musik: Verfasser unbekannt –
in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 155 „Der Tannenbaum“)
Vielfach mündlich, aus dem Odenwald (Neunkirchen), aus Schlesien (Hainau), Westfalen (Brakel), u. s. w.
Drei Melodien: a) Melodie mündlich, aus dem Odenwald. (Neunkirchen.), gleiche Melodie wie „Wohl heute noch und morgen“ – b) Melodie mündlich, aus Westfalen – c) Mündlich, aus dem Kuhländchen.
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Weihnachtslieder, Winterlieder
Liederzeit vor 1802 - Zeitraum: 18. Jahrhundert: Volkslieder
Stichwort: Orte: Hainau, Kuhländchen, Odenwald, Westfalen
Geschichte dieses Liedes: O Tannenbaum
Anmerkungen:
Bemerkenswert die Verbindung mit anderen Liedern, die Erk im Liederhort belegt:
- Gewöhnlich dient dieses Lied als Einleitung zu Nr. 154. „Wohl heute noch und morgen„, das auf die erste Melodie gesungen wird. (Besonders von Str. 5 an: „In meines Vaters Gärtelein.“) Vgl. z. B. J. E. Biester, „Neue Berlinische Monatschrift. 8. Bd. 1802.“ S. 279. – L. Erk, Volkslieder. B. II, H. 2, S. 39, Nr. 25. – Hoffmann v. F. Schles. Volkslieder. S. 84 u. 166. –
- In des Knaben Wunderhorn und dann in Kinderliederbüchern in „kindgerechtere“ Form gebracht:
O Tannenbaum o Tannenbaum
du bist ein edles Reis
Du grünest in dem Winter
als wie zur Sommerszeit
Wenn andre wackre Bäumelein
in voller Trauer stehn
so grünest du, o Tannenbaum
im Winter, ei, wie schön - Um die zweite Strophe gekürzt und dafür mit einer weiteren, religiösen Strophe, womöglich eine geistliche Umdichtung: Mit einer Melodie, die Ähnlichkeit mit Melodie 3 hat, und der Angabe „1812 in Westfalen aufgezeichnet„:
„Und der mich kann versorgen
das ist der liebe Gott
der lässt mich wachsen und grünen
drum bin ich schlank und groß“ - In dem Liede „Es hieng ein Stallknecht seinen Zaum“ (nach einem flieg. Bl. in 8., gedruckt zwischen 1550 u. 1580) lautet Str. 9 u. 10 also:
O Tanne! du bist ein edler Zweig; :|:
du grünest den Winter und die liebe Sommerzeit. :|:
Wenn alle Bäume dürre sein,
so grünest du, edles Tannenbäumelein! - Ein Fragment davon hat sich in Melchior Franck’s „Musicalischem Grillenvertreiber“ (Coburgk, 1622. 4.) und zwar im 5. Quodlibet erhalten:
„Du grunest uns den Winter,
die liebe Sommerzeit.“
Aber auch in Verbindung mit andern Liedern pflegt es aufzutreten;
- z. B. bei Uhland. I, 385. (Str. 9 u. 10.) –
- in L. Erk’s Volksl. B. II, H. 6, S. 50, Nr. 47 –
- in Kretzschmer’s Volksl. I, 160 u. 245 –
- in Bergliederbüchlein. (1740.) S. 226, Nr. 188. –
- Es gehören demnach diese Strophen in die Klasse der oben (S. 283, 285, 288 u. 314.) erwähnten Lieblingsstrophen
Endlich gedenkt auch Logau (in „Salomons von Golaw Deutscher Sinn-Getichte Andres Tausend.“ Bresl. 1654. 8. S. 13.) dieses Liedes mit folg. Worten:
„Die Junkern giengen seichte,
sie waren nicht weit her und zu erreichen leichte;
wanns höflich wo gieng zu, so klang ein Reuterslied,
der grüne Tannenbaum und dann der Lindeschmied.“ (Uhland. I, 358.)
Zweite Melodie:
Dritte Melodie:
Ähnliche Lieder:
In diesen Büchern:
in: Des Knaben Wunderhorn ( III, 1808, nur Strophen 1 u 3) — in Kindervolkslieder (1920) , ähnlich in Macht auf das Tor (1905) mit der Angabe aus Schlesien nach älteren Liedern
O Tonnabaum O Tonnabaum
du bist a edles Reis
du grunest im dem Winter
Os wie zur Sommerzeit
Warum soll ich ne gruna
do ich noch gruna kan
Ich ho wed´r Voater noch Mutter
die mich versorge kann