O Sonne, Königin der Welt
Die unser dunkles Rund (Leben) erhellt
In lichter Majestät
Erhab´nes Wunder einer Hand
Die jene Himmel ausgespannt
Und Sterne hingesät!
Noch heute seh‘ ich deinen Glanz,
Mir lacht in ihrem Blumenkranz
Noch heute die Natur.
Der Vögel buntgefiedert Heer
Singt morgen mir vielleicht nicht mehr
Im Wald und auf der Flur.
Wann der betaute Morgen lacht
wann von den Fittichen der Nacht
die Stunden kühler sind
Spricht mir die Weisheit liebreich zu
O Sterblicher, was sorgest du
und wünschest in den Wind
Ich fühle, daß ich sterblich bin,
Mein Leben welkt wie Gras dahin,
Wie ein verschmachtend Laub.
Wer weiß, wie unerwartet bald
Des Höchsten Wort an mich erschallt:
Komm wieder in den Staub!
Johann Peter Uz (1720-1796)
Musik: J. P. A. Schulz (1747 – 1800)