Nur einmal bringt des Jahres Lauf
uns Lenz und Lerchenlieder
Nur einmal blüht die Rose auf
und dann verwelkt sie wieder
nur einmal gönnt uns das Geschick
so jung zu sein auf Erden:
Hast du versäumt den Augenblick
jung wirst du nie mehr werden
Drum laß von der gemachten Pein
um nie gefühlte Wunden
Der Augenblick ist immer dein
doch rasch entfliehn die Stunden
Und wer als Greis im grauen Haar
vom Schmerz noch nicht genesen
der ist als Jüngling auch fürwahr
nie jung und frisch gewesen
Nur einmal blüht die Jugendzeit
und ist so bald entschwunden
und wer nur lebt vergangnem Leid
wird nimmermehr gesunden
Verjüngt sich denn nicht auch Natur
stets neu im Frühlingsweben
Sei jung und blühend einmal nur
doch das durchs ganze Leben
Text: Richard von Wilpert (1862—1918)
Musik: Theodor Mohr (1895)
in — Liederbuch Duisburger Waffenring (ca 1925) — CC Liederbuch (1940)