Nun segne dich Gott, mein schönes Lieb,
Woll dich und mich behüten!
Ich schlaf, ich wach, oder was ich mach
Sie liegt mir in meinem Gemüte
Möcht ich ein winterlange Nacht
Bei der Herzallerliebsten sitzen
Und wär der Winter schon so kalt
Vor Freuden so müßt ich schwitzen
Und wann ich dann zum Tanz soll gan
So seh ich mich herumme
Nach der Herzallerliebsten mein
Ob sie dar nit enstunde.
So springet sie vor mich an den Tanz
Recht wie der Morgensterne
Mein Herz ist jung und freuet sich.
Mein Augen sehen sie gerne.
Möcht ich die winterlange Nacht
Bei der Herzallerliebsten kosen
Und wär der Schnee schon Keimes dick.
Noch blühten uns die Rosen.
Text: Nach der Papierhandschrift um 1574 vom Niederrhein („Nun segen dich Gott…“, kgl Bibl. Berlin. Ms. germ. 4°, 716).
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 497)