Nun laßt uns singen das Abendlied,
Denn wir müssen gehn,
Das Kännchen mit dem Weine,
Lassen wir nun stehn.
Das Kännchen mit dem Weine,
Das muß geleeret sein,
Also muß auch das Abendlied
Wohl fein gesungen sein.
Wohl unterm grünen Tannenbaum,
Allda ich fröhlich lag,
In mein feins Liebchens Armen
Die lange liebe Nacht.
Die Blätter von den Bäumen
Die fallen nun auf mich,
Daß mich mein Schatz verlassen hat,
Das freuet wohl mich.
Daß mich mein Schatz verlassen hat,
Das kömmt wohl daher,
Sie dacht sich zu verbessern,
Betrog sich gar sehr.
Des Abends, wenn es dunkel wird,
Steht er wohl vor der Tür,
Mit seinem blanken Schwerdte,
Als wie ein Offizier.
Mit seinem blanken Schwerdte,
Gleich einem rechten Held,
Mit ihm will ich es wagen,
Ins weite, weite Feld.
Mit ihm will ich es wagen,
Zu Wasser und zu Land,
Daß mich mein Schatz verlassen hat,
Das bringt mir keine Schand.
Das Abendlied gesungen ist,
Das Kännchen ist geleert,
Laß sehn nun wie du Kerl aussiehst,
Mit deinem blanken Schwerdt
Text und Musik: Verfasser unbekannt –
Hochdeutsche Übersetzung von „Nun laet uns sengn dat Abendleed“ von 1778
in des Knaben Wunderhorn (I, a. A. 32)