Nun höret an und schweiget still
dann will ich euch singen vom Graf Backewill
und wie es ihm ist ergangen
er ist sich gezogen in den ungarischen Krieg
von dem Türken wird er gefangen
Er war gefangen sieben lange Jahr
Von einem Türken und das ist wahr
Keine Botschaft konnt er erlangen
Das war ja dem Graf ein so sehr harte Buss
weil er´s keinem Menschen konnt klagen
Graf Backewill liegt in einem Stall
er hat ein Kette an seinem Hals
und auch ein an seinen Füssen
Die Lebensnahrung, die man ihm gab
muß er mit den Hunden geniessen
Er wird an einen Pflug gespannt
an Hunger und Durst hat er keinen Mangel
mit schweren Prügeln beladen
Das war ja dem Grafen eine so sehr harte Buß
weil er´s keinem Menschen konnt klagen
Graf Backewill der wird verkauft
Ohne dass sein Herr etwas davon weiss
Das tut den Türken verdriessen
er rufet seinem Diener zu
er sollt ihn morgen totschiessen
Der Diener macht sich auf geschwind
er geht in den Stall, wo er ihn findt
Dort liegt er angebunden
Er hat ein Kette an seinem Hals
Die hat ihn sehr hart verwundet
„Nun höre an, du Christenblut
was ich dir sage, das ist nicht gut
es muss dich dodch nicht verdriessen
Mein Herr, der hat mir befohlen an,
ich soll dich morgen totschiessen
Graf Backewill, du hast mir oft schon gesagt
Von deinem Gott, dass er ist so stark
Drum bitt ihn in dieser Stunde
Sonst ist ja kein Mensch mehr auf dieser Welt
Der dir mehr helfen kunnte
Er rief die heilige Julia an
Sie sollt ihm helfen noch einmal
er rief mit ganzem Vertrauen
Dass, wenn er noch einmal heime käm
ein Kirchlein wollt er ihr bauen
Ev betet so sieben lange Stund
Bis daß er vor Ohnmacht niedersank
er sank nieder auf die Erde
o schlaf du nur fort, nur eine kleine Weil
es wird dir wieder besser werden
Er schlief ja nur eine kleine Weil
so kam er dreihundert und dreissig Meil
und wie er wieder erwachet
so liegt er wohl unter einem Baum,
sehr nah bei seinem Schlosse
Graf Backewill schaut hin und her
Da sieht er ein Mädchen wohl bei der Herd
Er rief ja ganz verschrocken
Ach, Mädchen, herzliebstes Mädelein
Wem gehort dieses grosse Schloss?
Nun höret, was ich euch sagen will
Dies gehört dem armen Graf Backewill
er ist schon leider gestorben
er ist gezogen in den ungarischen Krieg
und von einem Türken wird er gefangen
Mein Kind, tu du mir noch weiter sagen
was sind das für Kutschen und Wagen
Oder was mag da passieren
Oder was ist denn heut für ein neues Fest
Dass sie so hinein tun marschieren?
Ach, gnädiger Herr, das will ich Euch sagen
Die Dam vom Schloss soll heut Hochzeit haben
Sie will sich lassen kopulieren
Mit einem Herrn von Falkenstein
Drum tun sie so hinein marschieren
Grossen Dank, grossen Dank, schönes Mädelein
Und da dabei will ich auch sein
Ich will mich lassen adressieren
er nahm ein Stock wohl in seine Hand
Ganz wacker tut er marschieren
Und als er an die Pfort ist komm´
Der Pförtner schaut ihn sauer am
Wie kommst du daher getreten?
Fort, fort, und pack dich nur gleich davon
Wir brauchen heute keine Bettler
Ich bin fürwahr kein Bettler nicht
Denn ich komme aus Ungarn aus dem Krieg
und bin durch die Türkei gegangen
Allwo es dem armen Graf Backewill
Sehr übel ist ergangen
Fort, fort, pack du dich nur gleich davon
wir brauchen heut gar kein Kommission
Brauchst nicht lang zu disputieren
Sonst nehm ich den Stock wohl in meine Hand
Und tu dich noch brav abschmieren
Dann geht der Graf ganz traurig fort
er geht hinaus bis vor die Pfort
er gedächt in seinem Herzen
Der liebe Gott, der doch alles weiss
Mit dem will ich auch nicht scherzen
Und wie die Herren all beisammen seind
Gehen sie auf dem Schlosse aus und ein
es tut einer zum andern sagen
es steht ein so armer Mann vor der Tür
Der jämmerlich tut klagen
Ein Diener macht sich auf geschwind
er geht zur Dame, wo er sie find´t.
er tut ihr solches sagen:
Es steht ein so armer Mann vor der Tür
Der jämmerlich tut klagen
Nun so lasst den armen Mann kommen daher
Ich möchte wissen, was er begehrt
eh es in die Kirche tut läuten
Denn es nimmt mich doch Wunder, was es mocht sein
Das er mir wollt andeuten
O, gnädige Dam, das will ich euch sagen
Ich komm aus Ungarn hergegangen
Bin durch die Türkei gegangen
allwo es dem armen Graf Backewill
Sehr übel ist ergangen
Ach, gnädiger Herr, tun Sie mir weiter sagen
was tut er für eine Kleidung tragen
Oder was trägt er für ein Kittel
Oder was trägt er für ein Lumpenkleid
Oder was trägt er für ein Gürtel?
Er trägt ein langen Leinenrock
Kein Hut hat er mehr auf seinem Kopf
Keine Schuh mehr an seinen Füssen
Die Lebensnahrung, die man ihm gab
Die muss er mit den Hunden geniessen
Ach, gnädiger Herr, tun Sie mir weiter sagen
So grosses Leid hör ich jetzt gerne klagen
Wo könnt ich ihn antreffen?
Ich will euch so gerne für mein Lebtag
für mein eigenes Kind annehmen
Nun gnädige Dam, weil Ihr das wollt
so reichet mir nun Eure Hand
Dazu ist mein kleiner Finger
wenn du mich sonst nicht mehr erkennst
so kennst du doch dieses goldene Ringel
Und wie die Dam den Ehring sah
fiel sie ihrem Graf wohl um den Hals
Fahret fort ihr Kutschen und Wagen
Mein erster Ehmann, der lebet ja noch
und kein andern will ich mehr haben
Die Herren waren so voll Freud
sie danken Gott in Ewigkeit
Von wegen den Wunderdingen
Der Bräutigam der war so voll dem Leid
weil er leer musst abmarschieren
Text und Musik: anonym – Volkslied aus Lothringen –
Vorgesungen von Papa Gerné . Melodie ziemlich alt , aufgenommen von Cl. Weber am 20.2.1918 –
in Verklingende Weisen I (1926)
Das Lied findet sich auch schon 1841 als „Graf Wattenwill“ bei Zuccalmaglio in Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen (1841 , Band II )