Nun adje jetzt muss ich reiten fort
ich muß reisen wohl unter die Fremde
Und was gibst du mir fürs allerletzte Mal
daß ich an dich gedenke
Und was ich dir ja geben tu
einen Kuß auf deinen roten Mund
daß du an mich gedenken sollst
jeden Tag und jede Stund
Und wie er in die Fremde ist komm´
so bekommt er einen Brief sein Schatz wär krank
so krank so krank bis auf den Tod
den ganzen Tag red´ sie kein Wort
Und wie er wiederum nach Haus ist komm´
seine Schwiegermutter ihm begegnet
„Grüss euch Gott liebe Schwiegermutter mein
sagt was macht denn euer jüngstes Töchterlein?“
„und was mein jüngstes Töchterlein macht
das darf ich dir wohl sagen
sie liegt heut auf dem frischen frischen Stroh
und morgen wird sie begraben
Und wie er in ihr Schlafkämmerlein kam
zwei Lichter ihm erscheinen
zwei Jungfrauen ihr am Kopfe stehen
und ganz traurig tun sie weinen
Er deckt den Totenschleier auf
er schaut ihr unter die Auge
„O du bist ja so lang mein Schatz gewesen
und hast´s niemals wollen glauben
Jetzt bist du tot jetzt bleibst du tot
und ich kann nicht länger mehr traueren
denn mein Herz das ist wie ein Wackerstein
und es liegt wohl zwischen zwei Mauern“
Dann ließ er bauen ein Gräbelein
und auf beiden Seiten ein Mauer
„Jetzt gebt ihr mir mein Liebchen in meine Arme
bei ihr will ich verfaulen
Wann aber mein Vater oder Mutter kommt
und täten nach mir fragen
so saget ihr ihr wär gestorben
und hätt mein Liebchen im Arme“
Dann zieht er einen Dolch heraus
und sticht sich in sein Herz
„O hast du für mich gelitten den bittern Tod
so will ich leiden die Schmerzen“
Und es dauert nicht länger als acht neun Tag
so wachsen auf dem Grab zwei Lilien
darauf steht geschrieben mit schneeweisser Hand
Die zwei Liebchen seien im Himmel. Amen
Text und Musik: anonym – Volkslied aus Lothringen –
Vorgesungen von Papa Gerné , der es von Kameraden hatte. Aufgenommen von C. Weber am 21.12.1917
in Verklingende Weisen I (1926)