Noch ist die blühende goldene Zeit:
o du schöne Welt, wie bist du so weit!
und so weit ist mein Herz, und so klar wie der Tag,
wie die Lüfte, durchjubelt vom Lerchenschlag!
Ihr Fröhlichen, singt, weil das Leben noch mait:
noch ist die schöne, die blühende Zeit,
noch sind die Tage der Rosen!
Frei ist das Herz, und frei das Lied
und frei ist der Bursch, der die Welt durchzieht;
und ein rosiger Kuss ist nicht minder frei
so spröd und verschämt auch die Lippe sei.
Wo ein Lied erklingt, wo ein Kuss sich beut
da heisst’s: Noch ist blühende, goldene Zeit,
noch sind die Tage der Rosen!
Ja im Herzen tief innen ist alles daheim
der Freude Saaten, der Schmerzen Keim
noch ist die blühende goldene Zeit:
o du schöne Welt, wie bist du so weit!
Drum frisch sei das Herz und lebendig der Sinn
dann brauset, ihr Stürme, daher und dahin!
Wir aber sind allzeit zu singen bereit:
Noch ist die blühende, goldene Zeit,
noch sind die Tage der Rosen!
Text: Otto Roquette , 1851
Musik: Wilhelm Baumgartner , 1863