Nicht weit von hier in einem tiefen Tale
da stand ein Mädchen an einem Wasserfalle.
Sie war so schön, so schön wie Milch und Blut,
von Herzen war sie einem Räuber gut.
Du armes Mädchen dauerst meiner Seele
weil ich als Räuber wohn´ in einer Höhle.
Ich kann fürwahr nicht länger bei dir sein
ich muß jetzt fort in diesen Wald hinein
Nimm diesen Ring, und sollte man dich fragen,
so sag ein Räuber habe ihn getragen.
Der dich geliebt, geliebt bei Tag und Nacht,
und der so viele Menschen umgebracht.
Geh du nur hin auf eine grüne Wiese,
Wo viele andre junge Männer sind.
Vielleicht kannst du mit einem glücklich sein,
Ich aber muß in’n finstern Wald hinein.
Und wenn ich endlich, endlich komm zum Sterben,
so sollst du alles, ja alles von mir erben.
Ich setze in mein Testament dich ein,
nur du allein sollst meine Erbin sein.
Im dunklen Walde sah man Schwerter blitzen
und sah den Räuber tot vom Pferde stürzen.
Sie gruben unter einer Eich´ sein Grab
und senkten ihn und auch sein Pferd hinab.
aus dem 19. Jahrhundert
in: — Wie´s klingt und singt (1936) —